Bundesweiter Warntag Probe geglückt, Ernstfall folgt

Meinung | Berlin · Der bundesweite Warntag, vor allem die Einführung der Cell-Broadcast-Technologie, war ein längst überfälliger Schritt. Deutschland ist damit aber trotzdem noch längst nicht so weit wie zum Beispiel die Nachbarn in den Niederlanden.

Nur eine Übung: Manche Städte informierten auf Schildern über den Warntag.

Nur eine Übung: Manche Städte informierten auf Schildern über den Warntag.

Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Im Jahr 2020 ging er schief, im Jahr darauf fand er erst gar nicht statt. Der Warntag in Deutschland wurde nicht sanft und gewissenhaft aus der Wiege gehoben – er war vielmehr eine schwere Geburt. Vorangetrieben, und bei vielen überhaupt erst ins Bewusstsein gerufen, wurde das Thema maßgeblich sicher durch die Flutkatastrophe im Juli 2021. Schmerzlich erfahren mussten etliche Menschen damals, dass der Zusammenbruch von Mobilfunknetzen im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden kann. Wie ernst die Lage von der Erft bis an die Ahr war, zeigte sich auch Außenstehenden erst viel zu spät.

Für Lagen von besonderer Bedeutung, wie etwa Großbrände, einen Terroranschlag, eine Epidemie oder Unwetter, ist ein öffentliches Warnsystem auf technisch neuestem Stand unerlässlich. Der Warntag, vor allem die Einführung der Cell-Broadcast-Technologie, war ein längst überfälliger Schritt. Zwar sind Handy-Apps wie Katwarn oder Nina seit gut zehn Jahren verfügbar, allerdings abhängig davon, dass Handynutzer sie installiert haben – und die Mobilfunknetze im Notfall nicht überlastet sind.

Für Warnungen via Cell Broadcasting müssen Handys lediglich eingeschaltet, empfangsbereit und nicht allzu veraltet sein. Die Technologie ist keineswegs futuristisch; es gibt sie beinahe so lange, wie es SMS gibt – seit Ende der 90er-Jahre. In anderen Ländern ist sie längst Standard, die Niederlande nutzen das auf Cell Broadcast basierende Alarmsystem NL-Alert seit 2012. Probealarm gibt es zweimal jährlich, echte Warnungen regelmäßig – etwa während der Pandemie.

Wie deutsche Behörden das System in Notfällen nutzen werden, wird sich zeigen. Mit dem Warntag zeigt sich der Präsident des Bundesamtes für Katastrophenschutz zufrieden. Aber man wird alles im Detail erst noch auswerten müssen. Klar ist auch: Ein gelungener Probealarm ist noch keine Garantie.

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