Neues Kunstwerk Banksy löst erneut Debatte aus – über seine Geschlechtszugehörigkeit

Der Street-Art-Künstler hat ein neues Werk gesprüht – es thematisiert häusliche Gewalt gegen Frauen. Prompt ist im Netz eine Diskussion darüber entbrannt, ob sich hinter dem Künstlernamen Banksy eine Frau verbirgt. Warum dieser Streit für sich spricht.

 Das neueste Banksy-Kunstwerk, das mittlerweile zerstört wurde. Der Künstler hat mit dem Thema „häusliche Gewalt“ einen Nerv getroffen.

Das neueste Banksy-Kunstwerk, das mittlerweile zerstört wurde. Der Künstler hat mit dem Thema „häusliche Gewalt“ einen Nerv getroffen.

Foto: dpa/Banksy

Banksy hat wieder ein Kunstwerk in die Welt gesetzt. Der Street-Art-Künstler überraschte am Valentinstag mit einem neuen Werk an einer weiß getünchten Hauswand in der südostenglischen Stadt Margate. Der Tag war nicht zufällig gewählt, denn Valentinstag ist auch der weltweite Tag gegen Gewalt an Frauen, bekannt geworden unter dem Namen „One Billion Rising“. Es ging dem Künstler, der sich persönlich nicht zu erkennen gibt, also nicht um die unbeschwerten Seiten der Liebe, sondern um einen Kommentar zum Thema häusliche Gewalt. In dem Kunstwerk lächelt eine Hausfrau, angezogen wie in den 1950er-Jahren, den Betrachter an. Ihr fehlt ein Zahn. Ihr rechtes Auge ist sichtbar zugeschwollen. Mit den Händen, die in gelben Gummihandschuhen stecken, scheint sie eine Tiefkühltruhe zuzudrücken. Diese Truhe steht tatsächlich vor der Hauswand. Aus dieser, wiederum aufgemalt, schauen angedeutet zwei männliche Beine heraus.

Das Kunstwerk mit dem Titel „Valentine’s Day Mascara“ ist in seiner beabsichtigten Form bereits zerstört, denn einige Stunden nach Entdeckung der Wandmalerei wurde die Truhe von der Stadtverwaltung entfernt. Doch der Eindruck bleibt und Bilder, die auf das durch physische Gewalt gezeichnete Gesicht der Frau hinweisen kursieren im Internet.

Und dort ist auch eine Debatte entbrannt – über das Geschlecht des Künstlers Banksy. Weil er seine Identität verschleiert, ist natürlich auch sein Geschlecht nicht bekannt, er wird jedoch gemeinhin als männliche Person vermutet. Viele vornehmlich weibliche Nutzer sehen nun in dem jüngsten Kunstwerk ein starkes Zeichen für die Stärkung der Frau und sind sich sicher: Banksy ist eine geniale anti-patriarchale Frau. Andere, vorrangig männliche Nutzer, halten ihn ebenfalls für eine Frau, argumentieren aber in eine andere Richtung: Wer ein Kunstwerk fabriziere, das Männer als gewalttätige Menschen stigmatisiere, die man loswerden müsse, der könne ja nur eine Frau sein.

Womit Banksy einmal mehr eine indirekte Pointe gesetzt hat. Denn wer Aktivismus gegen männliche Gewalt automatisch für Frauensache hält, ist mit seinen Ansichten in jenen 50er-Jahren steckengeblieben, in denen Banksy sein Werk angesiedelt hat.

Natürlich ist es legitim, Banksy als Frau zu begreifen. Auf diese Offenheit legt es der Künstler ja gerade an. Doch, dass ein Kommentar unter dem Instagram-Profil Banksys, der genau das vermutet, mehr als 2500 Herzen erhält, erstaunt dennoch. Denn natürlich wäre es fatal, wenn nur Frauen sich über männliche Gewalt empören würden. Und diese sollten das Thema nicht für sich vereinnahmen. Was spricht dagegen, dass auch Männer einen Aufschrei gegen das Thema in die Öffentlichkeit bringen?

Banksys Spiel mit der eigenen Identität provoziert natürlich zu Spekulationen auch über seine Geschlechteridentität. Bei seinem aktuellen Werk, sind die Mutmaßungen verräterisch. Damit hat Banksy einmal mehr zweierlei erreicht: Stereotype Denkweisen entlarvt und die Aufmerksamkeit auf ein Thema gelenkt, das vor allem Frauen betrifft, aber alle angeht.

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