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Aggressive Wölfe und Bären Wenn Raubtiere zum Problem werden

Meinung · Die Europäer haben verlernt, mit wilden und mitunter gefährlichen Tieren zu leben. Das zeigen die jüngsten Unfälle mit Bären und Wölfen in Italien oder am Niederrhein. Warum es dennoch sinnvoll ist, ihren Bestand auch in der Zivilisation zu erhalten.

Ein Braunbär klettert im Gehege im Wildpark Poing auf einem Baum. Im Wildgehege sind Bären und Menschen geschützt. In der freien Wildbahn kann es zu Problemen kommen.

Ein Braunbär klettert im Gehege im Wildpark Poing auf einem Baum. Im Wildgehege sind Bären und Menschen geschützt. In der freien Wildbahn kann es zu Problemen kommen.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Italien hat nicht nur eine Problembärin wie derzeit im Trentino, sondern auch ein Bärenproblem. Und das Land steht nicht allein da. Seit Wolf, Bär, Luchs und andere Raubtiere früherer Zeiten sich wieder in Europas Wäldern tummeln, schlagen nicht nur die Herzen von Tierschützern höher. Nein, Landwirte, Jogger, Schafhirten und viele ganz gewöhnlichen Bürgerinnen und Bürger machen sich Sorgen, gemütlich im Wald zu wandern oder spazieren zu gehen. Es könnte ja plötzlich eines dieser Problemtiere auftauchen und den Waldgänger oder die Waldgängerin bedrohen.

Derzeit häufen sich jedenfalls die Meldungen von angegriffenen Wanderern und Läufern, von zahlreich gerissenen Schafen, von Wölfen, die sogar die Randbezirke von Städten unsicher machen. Irgendwie passen Raubtier und Zivilisation nicht zusammen. Wir freuen uns zwar an einer üppigen Flora und Fauna, die Gefahren, die möglicherweise damit verbunden sind, wollen wir aber nicht wahrhaben.

Im Trentino, in Norditalien, leben derzeit rund 100 Bären. Zwei von ihnen, die Schwester von Problembär Bruno mit Namen Gaia und ein männlicher Bär mit der eher technischen Bezeichnung M49, haben Menschen angegriffen. Ein Jogger wurde gar tödlich verletzt. Wie soll man mit dieser nicht immer harmlosen und menschenscheuen Population umgehen? Die italienischen Behörden wollen die Zahl reduzieren und suchen für die Problembärin Gaia ein neues Zuhause, fernab der freien Natur in einem Tierpark (wenn sie einer aufnimmt). Oder doch lieber das aggressive Tier einschläfern?

Der hilflose Umgang mit den Problemtieren – egal ob Bär oder Wolf – zeigt, dass wir Menschen den Kontakt zur Natur verloren haben. Selbstverständlich gilt, dass sich der Mensch gegen Raubtiere schützen darf, zur Not, indem er sie tötet. Und wenn Gaia eine Gefahr darstellt, was Fachleute entscheiden müssen, ist auch eine Einschläferung kein Akt von sinnloser Gewalt gegen Tiere. Das Leben der Mitmenschen und teilweise auch ihr Eigentum liegen uns eben einfach näher als das Tierwohl. Dazu sollten wir uns bekennen.

Gleichzeitig ist die Existenz dieser Populationen ein Gewinn für die natürliche Umwelt, deren Pflege mehr und mehr in den Aufgabenbereich des Menschen fällt. Es ist richtig, Populationen in Grenzen zu halten, wenn für diese Tiere die natürlichen Feinde fehlen und sie nur noch in menschlichen Siedlungen ihre Nahrung finden. Hier muss der Jäger für das biologische Gleichgewicht sorgen – keine leichte Aufgabe.

Wir müssen lernen, mit diesen natürlichen Gefahren zu leben. Sie existieren eben nicht nur in den alten Geschichten, sondern sind ganz real. Dazu gehört auch eine Erziehung und die Wissensvermittlung, wie Tiere reagieren und denken und wie wichtig sie für den Erhalt der natürlichen Ressourcen sind. In anderen zivilisierten Ländern wie Australien, Kanada oder den Vereinigten Staaten ist das selbstverständlich. Wer dort wandert geht, muss sich auf gefährliche Tiere einstellen (was auch möglich ist). Das kann man auch von Europäern zu Recht verlangen.

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