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Düsseldorf "Amerikaner sind verunsichert"

Düsseldorf · Wenn sie dürften, würden fast 90 Prozent der Deutschen Barack Obama wählen. Seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney halten sie dagegen für eine Null. Warum das die Amerikaner etwas anders sehen und warum sie am 6. November womöglich sogar für einen Amtswechsel im Weißen Haus sorgen könnten, das erklärte Frank Herrmann, US-Korrespondent unserer Zeitung, bei einer Vortragsveranstaltung im Pressehaus der Rheinischen Post.

Wie ticken die Amerikaner? Herrmann macht die Stimmung in den USA begreiflich, indem er Geschichten erzählt – Geschichten aus dem Leben von Durchschnitts-amerikanern. Malochern wie Tom Scheutzow, der 30 Jahre lang bei Chrysler an der Presse stand und Autobleche produzierte. Gutes Geld verdiente Scheutzow, 33 Dollar die Stunde. Genug, um ein kleines Häuschen abzubezahlen und seinen drei Kindern das College zu finanzieren. "Das eigene Heim und die Zukunft der Kinder, das sind die Grundpfeiler der amerikanischen Middleclass", sagt Herrmann. Doch dann kam die Krise. Scheutzow verlor seinen Job bei Chrysler. Heute arbeitet er in einem Baumarkt – für acht Dollar die Stunde. So wie ihm ging es Hunderttausenden, die sich heute fragen, ob es je wieder besser wird für sie und ihr Land. "Ist das nur eine Rezession, nach der es wieder aufwärts geht, wie es immer schon war? Oder steigt Amerika ab, zerdrückt von gigantischen Schulden und abgehängt von Rivalen wie China? Diese Frage verunsichert die Menschen zutiefst", beschreibt Herrmann. Eine Stimmung, die nicht gut ist für den Präsidenten, der viele enttäuscht hat. Wegen der schlechten Wirtschaftsdaten – aber nicht nur.

Obama, daran erinnert Herrmann, wurde 2008 nicht gewählt, weil die Amerikaner sich von ihm eine wundersame Lösung aller Probleme erhofften. "Er wurde gewählt, weil die Nation mit der Wahl eines Schwarzen das historische Versprechen ihrer Gründerväter endlich erfüllen konnte, wonach alle Menschen gleich seien", so Herrmann. Besonders aber sei die Hoffnung groß gewesen, Obama könne endlich die tiefe politische Spaltung des Landes überwinden, die die USA zusehends lähmt. Doch das genaue Gegenteil geschah, die ideologischen Gräben sind tiefer denn je. Viele Gründe, die die Wiederwahl Obamas zu einer Zitterpartie machen könnten.

(RP)
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