Algier Algerien: Blutiges Ende des Geiseldramas

Algier · Beim Befreiungsversuch des Militärs starben alle noch verbliebenen Geiseln und Kidnapper. Zwei Deutsche waren zuvor schon ausgeflogen worden. Großbritannien und die USA wollen den Kampf gegen den Terror verschärfen.

Das Drama in der algerischen Wüste ist genau so brutal zu Ende gegangen wie es begonnen hatte. 80 Tote, darunter 32 Terroristen – das ist die offizielle Bilanz nach dem Versuch der algerischen Armee, die Geiselnahme im Südosten des Landes zu beenden. Deutsche Opfer hat es aber offenbar nicht gegeben. Wie das Auswärtige Amt mitteilte, befanden sich zwei Mitarbeiter einer Bohrfirma nicht unter den Geiseln, sondern mehrere Kilometer entfernt an ihrem Einsatzort, als die Islamisten das Gasfeld überfielen. Sie hätten Algerien verlassen und befänden sich an Bord eines von der britischen Regierung gecharterten Zivilflugzeugs. Sie sollten am Flughafen London-Gatwick erwartet und dort von Mitarbeitern der deutschen Botschaft in Empfang genommen werden. Ein Norweger brachte sich mit einem 15-stündigen Fußmarsch durch die Wüste vor den Terroristen in Sicherheit. Die Osloer Zeitung "VG" berichtete, der 57-Jährige aus Bergen habe sich in der Nacht zum Freitag zur Flucht entschlossen. Er sei dann zusammen mit sieben Schicksalsgenossen aus der Anlage entkommen und in östlicher Richtung durch die Wüste marschiert. Nach etwa 50 Kilometern erreichte die Gruppe eine Ortschaft und wurde dort medizinisch versorgt.

Auf dem Gasfeld ist eine der dramatischsten Geiselnahmen in der Geschichte des islamistischen Terrors mit einem "entsetzlichen" Blutbad zu Ende gegangen, wie der britische Verteidigungsminister Philip Hammond sagte. Das Militär griff ein, als die Terroristen die Gasförderanlage in die Luft sprengen wollten, und erschoss alle, die sich noch auf dem Gelände befunden hatten. Zuvor sollen die Kidnapper die sieben verbliebenen ausländischen Geiseln getötet haben. Elf Geiselnehmer seien beim letzten Teil des Militäreinsatzes getötet worden, berichtete das algerische Staatsfernsehen.

Die Täter müssten unter allen Umständen zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Hammond. Zusammen mit seinem amerikanischen Amtskollegen Leon Panetta werde er alle Kräfte darauf verwenden, dies zu erreichen. Panetta sagte, die USA würden Al-Qaida-Terroristen jagen, "wo immer sie sich verbergen mögen". Allerdings herrscht immer noch Unklarheit darüber, wer die Täter waren und wer tatsächlich hinter der Aktion steckt. Die Beurteilung wird dadurch erschwert, dass die algerischen Behörden behaupten, sie hätten alle 32 Geiselnehmer getötet, aber keine unabhängigen Berichterstatter in die Nähe der Anlage gelassen haben.

Möglicherweise steckt hinter dem Angriff eine Al Qaida nahestehende Organisation unter der Führung von Mokhtar Belmokhtar, einem für Terror und Entführungen bekannten Algerier. Am Samstag hatte Abdul Rahman al-Nigeri über die mauretanische Nachrichtenagentur ANI Verhandlungsbereitschaft erklären lassen. Die algerische Regierung müsse sich entscheiden, ob sie Verhandlungen wolle oder den Tod der Geiseln. Der Mann, der wohl aus dem Niger stammt, behauptete, das Gelände vermint zu haben und drohte damit, den Komplex in die Luft zu sprengen, falls die algerische Armee Gewalt anwende. Der Angriff gilt als Vergeltungsaktion für die Intervention Frankreichs in Mali.

(RP)
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