Persönlich Alain Juppé ... will Frankreichs Präsident werden

Kann ein Mann mit fast 70 Jahren noch Präsidentschaftskandidat werden? Alain Juppé beantwortet die Frage mit Ja. Und der frühere französische Regierungschef tut dies auf durchaus zeitgemäße Art und Weise: in seinem Internetblog kündigte der 69-Jährige gestern an, bei den Vorwahlen seiner konservativen Partei UMP (Union pour un Mouvement populaire) nächstes Jahr zu kandidieren. "2017, bald..." heißt die Überschrift. Mitten in der Sommerpause kommt der derzeitige Co-Chef der UMP aus der Deckung - noch vor Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der sich spätestens im September erklären will.

"Der Präsident und sein Premierminister haben das Vertrauen der Franzosen verloren", kritisiert der hochgewachsene Politiker mit Haarkranz die regierenden Sozialisten. Juppé selbst hat im Rentenalter das Vertrauen seiner Landsleute wiedergewonnen. Laut einer Umfrage von Anfang August haben 74 Prozent der Franzosen ein positives Bild von dem Gründer der UMP.

Die Karriere Juppés hatte steil begonnen: Studium an mehreren Elite-Universitäten, Redenschreiber für Jacques Chirac, in den 90er Jahren Außenminister und nach der Wahl Chiracs zum Präsidenten schließlich Regierungschef.

Doch dem Aufstieg folgte der Fall des kühl wirkenden Politikers. Die Niederlage der Konservativen bei den Parlamentswahlen 1997 ging auf das Konto des damals unbeliebten Premierministers, der mit seiner Sparpolitik Massenproteste hervorrief. 2004 kam dann das vorläufige Aus für Juppé: Im Skandal um fiktive Arbeitsplätze im Pariser Rathaus wurde er als Vize des damaligen Bürgermeisters Chirac zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Sein Comeback feierte er 2010 als Verteidigungs- und dann als Außenminister. 2012 liebäugelte Juppé, in zweiter Ehe verheiratet und Vater dreier Kinder, mit der Präsidentschaftskandidatur. Er verzichtete aber zugunsten von Sarkozy - das wird dieses Mal anders sein.

Christine Longin

(RP)
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