Persönlich Ahmet Davutoglu . . . lächelt alle Probleme weg

Ahmet Davutoglu lächelt - wie fast immer -, wenn er seine Gesprächspartner überzeugen will. Dasselbe Lächeln dürfte Davutoglu auf dem Gesicht haben, wenn er sich heute und morgen mit Angela Merkel und anderen EU-Spitzenpolitikern trifft. Die Türkei will alle Flüchtlinge zurücknehmen, die über ihr Territorium nach Griechenland gelangen - wenn die EU pro Rückkehrer einen syrischen Flüchtling aus einem türkischen Auffanglager aufnimmt und auf die angebotenen drei Milliarden Euro noch mal drei drauflegt. Der Vorstoß verschlug den meisten EU-Politikern beim ersten Gipfel die Sprache. Angela Merkel dagegen soll Bescheid gewusst haben. Der 57-jährige frühere Politik-Professor und Vater von vier Kindern tauschte mit ihr in Brüssel SMS-Botschaften aus. "Wir sind eine europäische Nation", sagt der türkische Premier. Davutoglu kann den Satz auch auf Deutsch sagen, denn er ist Absolvent der deutschen Schule in Istanbul. Englisch und Arabisch spricht der Ex-Professor ebenfalls. Davutoglu ist gläubiger Sunnit und kommt aus einer besonders konservativen Gegend Zentralanatoliens.

"Ich bin stolz auf meine Identität, aber die europäische Philosophie ist mir nicht fremd", sagt der Ministerpräsident. Er hat mit Daniel Cohn-Bendit über Europa und Israel diskutiert und mit Joschka Fischer über die Weltordnung im 21. Jahrhundert. Damit ist Davutoglu zum freundlichen Gesicht der türkischen Außenpolitik geworden. Das bisherige Ergebnis seiner Bemühungen sind eher durchwachsen. Die Beziehungen zu Ägypten, Israel, Syrien, zum Irak und zum Iran sind schwierig, hinzu kommt ein tiefes Zerwürfnis mit Russland wegen des Syrien-Konfliktes. Punkten kann der Sohn eines Textilhändlers derzeit nur in den Beziehungen zur EU. Sollten die Europäer im Juni den Visumszwang für Besucher aus der Türkei aufheben, wäre das ein wichtiger Erfolg für den Premier.

(RP)
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