Ärzte stehen am Pranger

Es ist das Recht und die Pflicht der gesetzlichen Krankenkassen darauf zu achten, dass Korruption im Gesundheitswesen nicht gedeihen kann. Der Stil des Spitzenverbandes der Krankenkassen, eine aus Sicht der Ärzte derart anprangernde Studie ausgerechnet zum Auftakt des Ärztetages zu veröffentlichen, ist aber unangemessen. Man fragt sich: Was wollen die Kassen eigentlich? Die Ärzte gegen sich aufbringen oder den schwarzen Schafen der Branche das Handwerk legen?

Inhaltlich ist die Studie selbstverständlich ernst zu nehmen. Sie zeigt, dass eine beachtliche Minderheit von 20 Prozent der Ärzte offenbar kein Problembewusstsein hat, wenn sie ihre Patienten an Kollegen und andere Gesundheitsdienstleister "verkauft". Manch ein Patient mag für die Empfehlung einer Klinik oder eines Physiotherapeuten dankbar sein. Im besten Fall ist der niedergelassene Arzt tatsächlich ein Lotse für seine Patienten im Gesundheitswesen. Er sollte auch ein angemessenes Honorar erhalten, wenn er seinen Patienten maßgeschneiderte Lösungen bietet. Diese Honorare müssen aber verhandelt und vertraglich geregelt werden. Jede verdeckte Gegenleistung fällt unter die Rubrik Korruption.

Gegenüber den Patienten ist es unmoralisch, sie zu Kollegen zu schicken, die dafür zahlen. Zum Glück sehen dies auch rund 80 Prozent der Ärzte so.

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(RP)
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