Ägypten vor dem Zerfall

Die Bilder vom Nil erinnern an Syrien: Demonstranten fliehen in Panik, im Hintergrund knattern Maschinenpistolen, Verwundete werden auf Lastwagen in Kliniken gekarrt, weil die Krankenwagen nicht ausreichen. Die ägyptische Armee, die den islamistischen Präsidenten Muhammad Mursi stürzte, war von Anfang an so wenig auf Dialog aus wie die Muslimbrüder bereit, ihre Macht zu teilen. Nun erreicht der Konflikt einen dramatischen Höhepunkt.

Nach der Auflösung ihrer Proteste, der Schließung ihrer Medien und der Verhaftung ihrer Führer stehen den Islamisten jetzt noch zwei Optionen offen: Klein beigeben oder aus dem Untergrund zurückschlagen. So stehen Ägypten schwere Zeiten bevor. Statt Sicherheit droht internationale Isolation, wenn Menschenrechte wieder mit Füßen getreten werden. Statt Aufschwung droht Armut, weil Touristen und Investitionen ausbleiben werden. Statt Solidarität drohen religiöse Konflikte und Bürgerkrieg. Der gestrige Tag könnte als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem Ägypten zu zerfallen begann.

(RP)
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