Ägypten gerät unter Druck

Kairo (RP) Nach dem tödlichen Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria in der Silvesternacht hat sich der internationale Druck auf die Regierung in Kairo verstärkt, mehr für den Schutz der koptischen Minderheit zu tun.

Dies forderte gestern auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP). In einem Telefonat mit seinem ägyptischen Amtskollegen Aboul Gheit unterstrich Westerwelle, "dass alles getan werden müsse, um Christen und andere religiöse Gruppen gegen Übergriffe und Gewalt durch Extremisten zu schützen". Gheit habe ihm gesagt, dass in Ägypten mit Hochdruck daran gearbeitet werde, die Drahtzieher des Anschlags aufzuspüren. Das liege im eigenen ägyptischen Interesse. Der Anschlag auf koptische Christen sei ein "Anschlag auf das gesamte ägyptische Volk".

Der frühere libanesische Präsident Amin Gemayel sprach von einem "Völkermord" extremistischer Gruppen gegen Christen im Nahen Osten. Es gebe grundlose und nicht zu rechtfertigende Massaker gegen Christen, sagte Gemayel mit Blick auf die jüngste Gewalt in Ägypten und im Irak: "Was den Christen geschieht, ist ein Völkermord." Gemayel, selbst ein Christ, war in den 1980er Jahren Präsident im Libanon.

Unterdessen griffen die teils von Gewalt begleiteten Proteste von Kopten auf die ägyptische Hauptstadt Kairo über. Vor der Kathedrale warfen Demonstranten Flaschen und Steine auf Polizisten. Auch in anderen Stadtteilen Kairos gingen Hunderte aufgebrachter Kopten auf die Straße und schleuderten Steine auf vorbeifahrende Autos.

(Rheinische Post)
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