Berlin 97 Prozent der Delegierten hinter Hannelore Kraft

Berlin · Da war die Zählkommission auf dem SPD-Parteitag etwas voreilig: 100 Prozent Zustimmung hatten die für die Organisation zuständigen Genossen auf der Bühne bei der Wahl von Hannelore Kraft zur stellvertretenden Vorsitzenden der SPD ausgemacht. Erstmals konnten die Delegierten per Knopfdruck elektronisch wählen. Doch da hatte einer die Zahlen falsch gelesen: Es waren "nur" 97 Prozent.

Trotzdem: Die NRW-Ministerpräsidentin sorgte mit dem Ergebnis für eine Überraschung. Kraft erzielte mit Abstand das beste Ergebnis aller Gabriel-Stellvertreter. Die Mülheimerin ist so etwas wie der heimliche Liebling der Partei. Ihre betont bescheidene Art, ihre direkte, vom Ruhrgebiet geprägte Sprache und ihre Bilanz, seit eineinhalb Jahren fast geräuschlos eine rot-grüne Minderheitsregierung zu führen, kommen offenbar gut an.

"Vorentscheidung in der K-Frage", jubelte ein nordrhein-westfälischer Delegierter per Internet-Nachricht kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Doch Kraft wollte die 97 Prozent mit "Demut" aufnehmen. Es sei wohl auch ein "Dankeschön" für die gewonnene NRW-Wahl im Mai 2010.

Die SPD-Politikerin ist aber nicht nur in ihrem Heimatverband beliebt. "Sie hat viel Vertrauen in der Partei, weil sie als Korrektiv zu den drei männlichen Alphatieren wahrgenommen wird und sich selbst nicht so wichtig nimmt", erklärte ein baden-württembergischer Genosse. Die umstrittene Schuldenpolitik der NRW-SPD hat ihr in der Bundespartei bisher jedenfalls nichts anhaben können. Explizit lobte auch SPD-Chef Sigmar Gabriel die Genossin in seiner Rede – vor allem für ihren ungezwungenen Umgang mit den Menschen an Rhein und Ruhr.

Zu ihren eigenen bundespolitischen Ambitionen äußert sich Kraft bisher ablehnend. Sie sehe ihre Aufgabe in NRW. "Unser Ziel ist es, die nächste Landtagswahl zu gewinnen", betonte Kraft gestern.

(RP)
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