Berlin 750 000 Flüchtlinge in diesem Jahr

Berlin · Der Bund hebt die Prognose der Asylbewerber für 2015 drastisch an.

Die Bundesregierung erwartet in diesem Jahr deutlich mehr Flüchtlinge als noch vor Kurzem geschätzt. Nach Informationen des "Handelsblatts" könnten 2015 bis zu 750 000 Asylbewerber nach Deutschland kommen - fast doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 1992. Bislang ging die Bundesregierung von 450 000 Flüchtlingen aus, hatte aber bereits angedeutet, dass diese Zahl übertroffen werden könnte. Zu Beginn des Jahres lag die Prognose noch bei 300 000 Asylbewerbern. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will morgen die Schätzung seines Hauses offiziell bekanntgeben.

Die Union pocht angesichts des Zuwachses immer vehementer auf eine Kürzung des Taschengelds für Asylbewerber. Die Zahlungen seien ein Anreiz etwa für Menschen aus dem Balkan, nach Deutschland zu kommen und das Geld mit nach Hause zu nehmen, erklärten CDU-Vize Thomas Strobl und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). "Die Zuwendungen für diese Gruppe sind eine Zumutung für die deutschen Steuerzahler", sagte Herrmann der "Welt". Strobl fügte hinzu, eine Familie mit zwei Kindern erhalte während ihrer Zeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung zusätzlich zu Sachleistungen mindestens 400 Euro im Monat, was für Menschen aus ärmeren Ländern einen "nicht zu unterschätzenden Anreiz" darstelle. "400 Euro sind beispielsweise mehr, als ein Polizist in Albanien verdient", argumentierte Strobl. Nach der Erstaufnahmeeinrichtung wachse der Betrag bis auf Sozialhilfeniveau und damit auf deutlich mehr als 1000 Euro.

Flüchtlinge erhalten während der Erstaufnahme-Phase pro Monat ein Taschengeld bis zu 143 Euro. Unterkunft, Heizung und Lebensmittel werden gestellt. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka, warf der Union "Spiegelfechterei" vor. 4,76 Euro pro Tag seien nicht der entscheidende Faktor für Menschen, nach Deutschland zu kommen.

(RP)
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