Tausende in Haft 41 Tote nach Studentenprotesten in Addis Abeba

Addis Abeba (rpo). Mindestens 41 Menschen sind bei Studentenunruhen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abbeba ums Leben gekommen. Es handelt sich um die blutigsten Ausschreitungen seit dem Fall des Militärregimes vor zehn Jahren.

Mehr als 400 wurden in den vergangenen Tagen bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Studenten verletzt. Nach Berichten örtlicher Medien und Oppositionsgruppen vom Sonntag haben Sicherheitskräfte Tausende von Studenten und Oppositionellen inhaftiert. Sie verlangen Hochschulreformen und mehr Demokratie.

Sie seien auf Militärfahrzeugen in die Polizeiakademie von Sendafa, rund 40 Kilometer nordöstlich von Addis Abeba, gefahren worden. Ein Augenzeuge berichtete im Radiosender BBC, er habe gesehen, wie die gefangenen jungen Männer barfuß über den steinigen Boden getrieben wurden. Sie seien zum Teil abgemagert. Vor den Toren der Akademie versammelten sich Angehörige, um etwas über das Schicksal ihrer Kinder zu erfahren.

Nach Informationen einer Oppositionspartei, der "Äthiopischen Demokratischen Partei" (EDP), nahmen Sicherheitskräfte bis zum Freitag rund 40 ihrer Mitglieder fest. Auch Verkäufer oppositioneller Zeitungen sollen inhaftiert worden sein. Die äthiopische Menschenrechtsvereinigung (EHRICO) verurteilte das brutale Vorgehen der Polizei am Samstag.

Die Studentendemonstrationen für Reformen im Hochschulwesen und mehr Demokratie hatten am Dienstag und Mittwoch zu den blutigsten Ausschreitungen geführt, die die drei-Millionen-Metropole seit Ende der marxistischen Militärherrschaft Mengistu Haile Mariams im Mai 1991 erlebt hat. Plünderer verwüsteten zahlreiche Geschäfte. Die Polizei setzte auch Schusswaffen ein. Die meisten der Todesopfer sind Studenten.

Seit dem Ende der Diktatur Mengistus regiert die Koalition "Revolutionäre Demokratische Front des äthiopischen Volkes" (EPRDF) unter Premierminister Meles Zenawi das Land am Horn von Afrika. Durch das Zentralkomitee seiner dominierenden Partei "Tigrinische Volksbefreiungsfront" (TPLF) zieht sich seit drei Wochen ein tiefer Riss.

(RPO Archiv)
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