Berlin 35 000 Stellen für freiwillige Zivis – erst 14 300 Bewerber

Berlin · Das Interesse am neuen Freiwilligendienst ist gering. Nach Informationen unserer Zeitung aus dem Familienministerium haben sich bislang erst 14 300 Zivildienstleistende verpflichtet, ab dem 1. Juli freiwillig weiter ihren Dienst zu leisten. Rund 35 000 Stellen stehen pro Jahr zur Verfügung. Wie viele sich noch für diesen Sommer bewerben, ist unklar.

Mit dem von der schwarz-gelben Regierung beschlossenen Aussetzen der Wehrpflicht ab Sommer dieses Jahres war auch der Zivildienst weggefallen, der seit 1961 in Deutschland als Ersatzdienst für die Bundeswehrausbildung etabliert war und als wichtige Stütze für die soziale Infrastruktur im Land galt. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte daraufhin einen Freiwilligendienst eingerichtet, der Interessierten eine Tätigkeit in sozialen Bereichen ermöglichen und so teilweise den Ausfall des Zivildienstes kompensieren soll.

Die meisten der nun freiwillig verlängerten "Zivis" arbeiten nach Angaben aus Ministeriumskreisen in der Jugendhilfe und in Altersheimen. An Krankenhäuser wurden bislang wenige vermittelt. Der neue Dienst steht allen Männern und Frauen ab 18 Jahren ohne Altersgrenze nach oben offen. Er soll sechs bis 24 Monate dauern. Im kommenden Jahr rechne man aber mit der vollen Auslastung der 35 000 Stellen, heißt es im Ministerium.

Die von den Ländern beaufsichtigten zivilen Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) bleiben bestehen und haben angeblich eine gute Resonanz. SPD und Grüne kritisieren die Doppel-Strukturen. Soziale Träger wie der Caritasverband warnen vor einem Scheitern des Freiwilligendienstes. Rund 350 Millionen Euro stehen in Schröders Etat für den Zivi-Ersatzdienst zur Verfügung.

Für Wirbel sorgten kürzlich CDU-Bundestagsabgeordnete, die vorgeschlagen hatten, dass Hartz-IV-Empfänger zum Freiwilligendienst, etwa in Altersheimen oder Krankenstationen, verpflichtet werden sollten. Das Ministerium reagierte ablehnend.

Neben der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe, der Gesundheits- und Altenpflege soll es künftig auch Stellenangebote im Sport, in der Denkmalpflege, im Katastrophenschutz, der Kultur und Integration geben. Die Freiwilligen sollen ein monatliches Taschengeld von maximal 330 Euro plus Verpflegung und Dienstkleidung bekommen. Die Höhe der Vergütung hängt von der Größe des Trägers zusammen.

In Schröders Ministerium wird inzwischen aber auch erwogen, den Freiwilligendienst finanziell attraktiver zu gestalten. So sollen die Teilnehmer ebenso wie die Freiwilligen in den Länder-Programmen FSJ und FÖJ einen Anspruch auf Kindergeld erhalten. Dies hatten zuletzt auch SPD-Politiker gefordert.

(RP)
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