Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: 20 Minuten Audienz beim Papst

Rom · Der umstrittene Limburger Bischof spricht von einer "sehr ermutigenden Begegnung" mit dem Heiligen Vater. Doch bei den deutschen Katholiken schwindet Tebartz' Rückhalt zusehends.

Aussprache im Vatikan: Papst Franziskus hat gestern den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu einer Audienz empfangen. Tebartz-van Elst hatte neun Tage in Rom auf dieses Gespräch gewartet. Er steht wegen der enormen Kosten für seine neue Bischofsresidenz sowie eine mutmaßliche Falschaussage über einen Flug in der ersten Klasse nach Indien massiv in der Kritik. Offen blieb vorerst eine Entscheidung über die Zukunft des Bischofs, denn Fälle von Amtsverzicht oder Ernennungen führte das Vatikan-Bulletin gestern nicht auf. Papst Franziskus ist allerdings für Überraschungen gut — wie die ersten sieben Monate seines Pontifikats gezeigt haben.

Die Audienz im Apostolischen Palast begann um 12 Uhr und dauerte nur 20 Minuten. Tebartz-van Elst sei dankbar für die "sehr ermutigende Begegnung", sagte sein Sprecher anschließend. Über die Inhalte des Gesprächs sei Stillschweigen vereinbart worden. Damit blieb offen, ob es sich bei dem Treffen um einen Bußgang handelte, bei dem Tebartz-van Elst erstmals Reue zeigte. Denkbar ist auch, dass der Papst, der eine "arme Kirche für die Armen" fordert, dem als verschwenderisch und autoritär geltenden Bischof den Rücktritt nahegelegt hat.

Zumindest setzte Franziskus gestern ein öffentliches Zeichen: Während einer Messe im vatikanischen Gästehaus Santa Marta prangerte er Habsucht und Geldgier an. Eine solche Haltung zerstöre Menschen und Familien, sagte der Papst. Den "Weg Gottes" kennzeichneten hingegen Armut und Bescheidenheit. Ihn zu gehen, bedeute "sich bücken, um zu dienen", so Franziskus.

Bei den deutschen Katholiken schwindet unterdessen der Rückhalt für den umstrittenen Bischof: "Eine Rückkehr in das Bistum Limburg wird sicher ganz schwierig", sagte etwa der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nach der Audienz in Rom wartenden Journalisten. "Es ist natürlich inzwischen die ganze Situation so verfahren, dass etwas geschehen muss." Es gebe "bis in den Grund" wieder eine Vertrauenskrise, so Bode. Er sehe nicht, wie der Bischof seinen Dienst dort vernünftig ausüben könne.

Die Deutsche Bischofskonferenz wollte sich nicht zu der Audienz in Rom äußern. Ihr Vorsitzender Robert Zollitsch hatte mit dem Papst am vergangenen Donnerstag über die Limburger Affäre gesprochen. Er hofft wegen der negativen Folgen für die Kirche auf eine baldige Lösung.

Im Bistum selbst steigt die Anspannung weiter — insbesondere wegen des Machtvakuums, das durch das Abtauchen der in die Affäre verstrickten Protagonisten entstanden ist. Nach einem Bericht von "Spiegel Online" forderten Mitarbeiter im Ordinariat am vergangenen Freitag die Einrichtung eines Krisenstabs, um wichtige Entscheidungen treffen zu können. Bei dem vom stellvertretenden Generalvikar, Prälat Helmut Wanka, einberufenen Gespräch sei etwa darüber diskutiert worden, den Druck des neuen Gesangbuches "Gotteslob" zu stoppen, da dieses noch ein Vorwort des umstrittenen Bischofs enthalte. Zudem sollen in zehn Tagen einige neue Pfarrer ihr Amt antreten. Das könnten sie aber wohl nicht, denn es fehle die Unterschrift des Bischofs.

Neben Tebartz-van Elst erhielt gestern ein weiterer Bischof eine Audienz beim Papst: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner wurde eine halbe Stunde vor dem Limburger Bischof vorgelassen. Dabei soll es nicht nur um die Situation in der Diözese Limburg gegangen sein, die zu Meisners Zuständigkeitsbereich als Kölner Metropolit gehört, sondern auch um Meisners altersbedingtes Rücktrittsgesuch.

(jmm/maxi)
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