Dresden 1400 Betonsperren für ein weltoffenes Dresden

Dresden · Nach dem Anschlag auf eine Moschee und dem Fund einer Sprengsatz-Attrappe steigt in Sachsen die Nervosität vor der Einheitsfeier.

Heute Mittag wird Stanislaw Tillich (CDU) auf der Prager Straße offiziell das dreitägige Dresdener Bürgerfest zur deutschen Einheit eröffnen. Im Vorfeld betonte Sachsens Ministerpräsident, der Freistaat wolle sich modern und weltoffen präsentieren. Er wird aber vor allem auch seine ängstliche und vorsichtige Seite zeigen. Rund 2600 Polizisten werden das Areal für die Dauer der Feierlichkeiten sichern. Die Eliteeinheit GSG 9 schickt ein Spezialeinsatzkommando. 1400 Betonsperren sind aufgestellt. Sie sollen verhindern, dass Fahrzeuge in eine Menschenmenge rasen - wie diesen Sommer in Nizza.

Das enorme Sicherheitsaufkommen resultiert aus den Anschlägen auf eine Moschee und das Kongresszentrum in Dresden am vergangenen Dienstag. Zu allem Übel fanden Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma am Donnerstag an einer Brücke in der Dresdner Altstadt eine Bombenattrappe aus Gläsern und Drähten. Sie war in einer Plastiktüte versteckt. Ob die Attrappe im Zusammenhang mit den Anschlägen vom Dienstag steht, ist noch unklar. Ein nach den Anschlägen verbreitetes Bekennerschreiben erwies sich als Fälschung. Die Polizei ermittelt - inmitten der Vorbereitungen für die Feierlichkeiten.

Hinzu kommt: Traditionell veranstaltet der Koordinationsrat der Muslime am 3. Oktober mit Führungen, Ausstellungen und Vorträgen den Tag der offenen Moscheen. Stets ein zusätzliches Risiko - auch wenn es derzeit keine Anzeichen für eine konkrete Bedrohung gebe, sagt Zekeriya Altug, Sprecher des Islamverbands Ditib. Die Polizei ist besorgter: Das Sicherheitsgefühl in Deutschland habe sich verändert und sei nicht mehr so stabil wie noch vor fünf Jahren, sagt Dresdens Polizeichef Horst Kretzschmar.

Für Oberbürgermeister Dirk Hilbert ist die zentrale Feier aber auch eine Chance, ein anderes Bild seiner Stadt in die Welt zu tragen. "Dresden besteht nicht nur aus Pegida, auch wenn bei vielen Bürgern der Bundesrepublik vielleicht gerade ein solches Bild entsteht", sagt der FDP-Politiker. Die fremdenfeindliche Bewegung will auch am 3. Oktober eine Kundgebung abhalten.

Sachsen hat noch bis zum 1. November den Vorsitz im Bundesrat und richtet daher die Einheitsfeier aus. 750.000 Gäste werden erwartet. Als amtierender Bundesratspräsident empfängt Tillich in der Semperoper rund 1000 Vertreter aus Politik und Gesellschaft. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck haben ihr Kommen zugesagt.

(jaco)
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