Podcast Tonspur Wissen „Die Reparatur gehört zu den Grundprinzipien der Menschheit und Natur“

Interview | Düsseldorf · Dass die Ressourcen auf der Erde nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen, ist vielen Menschen inzwischen bewusst. Trotzdem werden heutzutage kaputte Dinge eher ersetzt und weggeschmissen, statt sie in die Reparatur zu geben. Professor Wolfgang Heckl möchte diese Haltung ändern und erklärt im Podcastinterview, warum wir für die Zukunft des Planeten wieder alte Tugenden reaktivieren müssen, welche Möglichkeiten Reparaturcafés und Youtube-Tutorials heutzutage für angehende Heimwerker bieten und was man an Werkzeugen immer zuhause haben sollte.

Die meisten Dinge gehen irgendwann kaputt. Statt zu reparieren, werden die meisten Sachen weggeschmissen. Dabei gehört die Reparatur zu den Grundprinzipien der Natur, erklärt Prof Dr. Wolfgang Heckl in der aktuellen Folge des RP-Podcasts „Tonspur Wissen“. Er ist Generaldirektor des Deutschen Museums in München und lehrt am Oskar von Miller Lehrstuhl für Wirtschaftskommunikation der TU München. Heckl ist zudem Autor des Buchs „Die Kultur der Reparatur“ und Initiator für viele Reparaturcafés in Deutschland.

Herr Heckl, warum reparieren wir Sachen?

Wolfgang Heckl Weil es ein Erfolgsmodell der Menschheitsgeschichte ist und wir die begrenzten Ressourcen dieser Erde nicht verschwenden, sondern stattdessen immer wieder in eine Kreislaufwirtschaft einbringen sollten. Reparatur kommt vor Recycling.

Das ist also eine Art menschlicher Ur-Eigenschaft? Dass man Sachen, die kaputt sind, wieder reparieren will?

Heckl Ja. Das kann man schon aus dem Prozess ableiten, der zu Entstehung von Leben auf der Erde geführt hat. Als die Moleküle sich in der Ursuppe „zusammenrauften“, um lebende Systeme aus toter Materie zu generieren, sind dabei auch immer schon Fehler passiert. Man nennt das molekulare Selbstassemblierung. Diese Fehler auf molekularer Basis wurden schon vor 3,4 Milliarden Jahren in der Ursuppe immer wieder repariert. Denken sie auch daran, dass sogar täglich in jeder unserer Körperzellen tausendfache Reparaturmechanismen ablaufen, ohne die wir keine Sekunde überleben könnten. Reparatur ist ein absolutes Naturprinzip.

Auf der anderen Seite ist es so, dass es am Ende für Fortschritt sorgen kann, wenn etwas Neues geschaffen wird, statt es zu reparieren. Sind Reparaturen also für den Fortschritt feindlich?

Heckl Nein, im Gegenteil. Es stimmt natürlich, dass Mutationen über die Selektion im Nachhinein zu höherer Entwicklung führen kann. Doch dafür braucht es auch die Reparatur. Bei so vielen Mutationen, die geschehen, werden die meisten davon ausselektiert und führen eben nicht zur höheren Entwicklung. Im technischen Bereich ist es aber anders. Wenn uns beispielsweise beim Reparieren auffällt, warum das Gerät kaputt gegangen ist und wie man es hätte besser machen können. In der Reparatur liegt die Chance zur Verbesserung.

Sie sind ein Experte im Reparieren von Sachen. Macht es ihnen auch Spaß?

Heckl Natürlich. Es ist doch ein Glücksgefühl, wenn man hinter die Kulisse blickt und versteht, wie Alltagsgeräte funktionieren. Zum Beispiel, wenn man zum ersten Mal kapiert, wie aus einem Radio überhaupt Töne herauskommen. Für mich ist das ein Glücksgefühl, kleine Fehler mit geistig-manueller Arbeitskraft und Finesse zu reparieren. Es macht einen zufrieden.

Ich selbst bin leider keine große Reparateurin.

Heckl Dann rate ich ihnen, in ein Reparaturcafé zu gehen. Da wird man ihnen helfen. Oder einen Nachbarn, einen guten Freund oder die eigenen Kinder fragen. Selbst kann man ja auch mit kleinen Dingen anfangen. Wir reparieren doch im Grunde fast täglich mindestens eine Sache. Meine Frau legt mir dann zum Beispiel immer einen Zettel hin, wenn etwas im Haushalt gemacht oder repariert werden muss. Das kann der verkalkte Wasserhahn sein oder die Reinigung des Perlators. Diesen mit der Zange abzuschrauben und von Kalk zu säubern, ist doch eine ganz einfache Reparatur.

Also raten Sie, mit kleinen Haushaltssachen anzufangen, die man so nebenbei erledigen kann. Wo wäre denn der richtige Anfang für die etwas anspruchsvolleren Reparaturen?

Heckl Wenn Sie einen Biss entwickeln und sagen, nichts wegwerfen zu wollen, sondern das Objekt unbedingt zu erhalten versuchen. Das sieht man bei Jugendlichen oft. Natürlich kann man auch einfach und billig etwas Neues bestellen. Wir leben ja schließlich in einer Wegwerfgesellschaft. Aber zu sagen, ich will das nicht, ist eine ethische Haltung. Wenn etwas alt geworden ist, ist es alleine schon deshalb besonders gut, weil es so alt geworden ist. Kein Ritter im Mittelalter hätte bei einer verbogenen Rüstung gesagt: Die schmeiße ich weg. Die Älteren von uns wissen noch, dass die Reparaturfähigkeit vor dreißig oder vierzig Jahren ein eingebautes Merkmal fast jedes Gegenstandes war. Vom Stuhl, den man wieder kleben konnte, über das Polster, dass sich neu beziehen ließ. Oder ein Radiogerät, in dem der Schaltplan hinten drin gelegen ist. Die Idee der Reparatur ist einfach ein Erfolgsmodell, dass auch in prekären Ressourcen-Gesellschaften zu ihrer Entwicklung beigetragen hat.

Die meisten Sachen, die man heute kauft, kann man aber gar nicht reparieren. Zudem sind die Allermeisten im Neukauf preiswerter, als wenn man Ersatzteile bestellt.

Heckl Das ist nur eine scheinbare, betriebswirtschaftliche Preiswertigkeit. Denn die eigentlichen Kosten trägt die Umwelt, die Natur und die Ressourcen der Erde. In Zukunft wird es überhaupt nicht mehr preiswerter sein, ein Handy nicht vollständig ressourcenrein zu zerlegen. Da gibt es inzwischen ja auch eine große Gegenbewegung zu. Man kann sich ja auch ein Fairphone anschaffen, welches so bereits konzipiert ist. Das Recht auf Reparatur, was die EU-Kommission jetzt für bestimmte Dinge eingeführt hat, ist auch ein Schritt auf dem richtigen Weg. Wenn wir das nicht schaffen, wird uns die Natur das sträflich wissen lassen. Wir leben ja heute schon von anderthalb oder zwei Erden. Spätestens wenn alle Aluminium-Vorräte abgebaut sind, werden wir erkennen, dass es nicht billiger ist, ein Gerät einfach in den Schrott zu werfen. Sondern dass es immer günstiger ist, zu reparieren, wenn man die Gesamtrechnung, die Kreislaufwirtschaft und Ökobilanz betrachtet. Am Ende fordere ich natürlich ein sortenreines Recyclen, dass darüber hinausgeht, Plastik zu Parkbänken zu machen. Es muss ein Recycling geschaffen werden, dass auch im technischen Bereich Moleküle recycelt. Jedes einzelne Molekül muss wiederverwendet werden.

Aber zwischen Reparatur und Recycling besteht ja ein Unterschied. Bei letzterem schmeißt man es weg, dann wird es sortiert und etwas Neues daraus geschaffen. Die Reparatur ist ja ein anderes Thema.

Heckl Ich sage ja, dass es die Vorstufe vom Recycling ist. Mindestens 50 % der Gegenstände sollten erst repariert werden. Erst wenn die Reparatur tatsächlich nicht mehr möglich ist, darf ich an Recycling denken. Aber eben auch in einer viel elaborierteren Weise, als wir es gegenwärtig tun. Ich versuche es am Beispiel Plastik zu erklären. Wir müssen dieses Material nicht nur sortenrein trennen, sondern auch den Vorgang der Polymerisation technisch umkehren können. Sodass wir wieder die einzelnen Moleküle oder Monomere als Ausgangsmaterialien zur Verfügung haben. Erst dann werden wir aus dieser Schrott-Wegwerfgesellschaft rauskommen. Da bleibt uns nicht mehr ganz so viel Zeit. Aktuell sehen wir ja, dass es überall zu Engpässen kommt. Öl ist dafür viel zu schade, auch zum Verbrennen. Das brauchen wir für Medikamente und andere Sachen. Die Natur gibt uns da ja eigentlich ein wunderbares Vorbild, denn sie recycelt alles. Am Ende des Lebenszyklus einer Blume sorgen Enzyme dafür, dass die Substanzen wieder molekular-atomar zur Verfügung stehen. Das müssen wir uns von der Natur auch für den technischen Bereich abgucken.

Muss man denn alles selber machen? Oder darf man Reparaturen auch beauftragen?

Heckl Selbstverständlich. Das hängt immer von der Kapazität des Einzelnen ab. Einen abgebrochen Henkel mittels eines Zwei-Komponenten-Klebers wieder an die Tasse zu kleben, kann jeder. Dafür ist aber nicht jeder Mensch gleich ein Elektronikfreak. Als zweiten Schritt kann man daher auch beim Nachbarn oder der Familie nachfragen, ob jemand dir helfen kann. Reparatur ist auch ein soziales Projekt. Als dritten Schritt können sie ein Reparatur-Café besuche, deren Bewegung immer weiterwächst. Café heißt ja schon, dass ich mich sozial unter Gleichgesinnten austausche und mir helfen lasse. Dabei lernt man auch dazu, wie man selber Dinge reparieren kann.

Da sitzen also Leute, die es können? Sicherlich muss man dafür viel Zeit mitbringen sowie eine Demut, Leuten zuzuschauen, die es besser können.

Heckl Aber das ist ja immer so. Wenn ich mich bilden will, muss ich den Leuten zuhören, die es besser wissen. In solch einem Café herrscht aber eher eine liebevolle Atmosphäre. Man sitzt nicht anbetend vor einem Freak, sondern jemandem, der es kann und mir währenddessen zeigt, wie es geht. Die Leute sollen dazu angeleitet werden, es beim nächsten Mal selber reparieren zu können. Letzte Woche habe ich zwei Vorträge in neu eröffneten Cafés gehalten, wo mir gesagt wurde, dass im Schnitt die Hälfte aller Reparaturfälle erfolgreich abgeschlossen werden können. Die Menschen kommen natürlich nicht mit einem absolut komplizierten Computer, sondern mit einfachen Dingen. Zum Beispiel, weil die Batterie gewechselt werden muss oder die Kontakte korrodiert sind. Die kann man leicht wieder mit Schmirgelpapier abschleifen und schon funktioniert das Radio wieder.

Wann sollte man einen Handwerker beauftragen?

Heckl Wenn das alles nicht mehr hilft. Dann gehen Sie zum Handwerk und bitten darum, wenn sie sich es leisten können. Das hängt natürlich auch von ökonomischen Überlegungen ab, da es ja meist billiger ist, etwas Neues zu kaufen. Falls sie aber nicht zur Wegwerfgesellschaft beitragen wollen und einen Gebrauchsgegenstand auch weiter nutzen möchten, weil dieser schon zwanzig Jahre in ihrem Besitz ist, dann lassen sie ihn reparieren. Dazu gehört also auch eine Achtsamkeit gegenüber den Dingen, die man an den Tag legen muss. Die hat man allerdings meist nicht, wenn man billigsten Schrott gekauft hat. Ein Fön für zehn Euro ist natürlich viel schwerer zu reparieren. Letztens habe ich einen Föhn aus den 50er-Jahren auf dem Flohmarkt gekauft. In solch alte Geräte kann man reinschauen, wenn etwas kaputt ist. In dem Fall war die Lüsterklemme locker und schon nach fünf Minuten repariert. Jetzt funktioniert er für die nächsten 50 Jahre wieder.

Aber wenn man jetzt zehn neue Föhne für 10 Euro das Stück kauft, statt den Handwerker zu bezahlen, der 100 Euro pro Stunde für eine Reparatur nimmt? Wo liegt dann das Kalkül, zu sagen, die Reparatur ist mir trotzdem wichtig?

Heckl Erstens ist das ja nur der Preis, den sie bezahlen. Den Preis der Umwelt zahlen sie nicht. Das ist also nur betriebswirtschaftlich und nicht volkswirtschaftlich gerechnet. Zweitens könnten sie zu der Überlegung kommen, keinen Föhn mehr für 10 Euro zu kaufen. Ich kaufe lieber reparierbare Geräte mit Recht auf Reparatur. Die Reparatur-Bewegung fordert ja auch, dass die Mehrwertsteuer auf Reparaturen gesenkt wird oder am besten gar keine mehr verlangt wird.

Damit es billiger wird?

Heckl Klar. Es sollte nicht derjenige bestraft werden, der repariert oder reparieren lassen möchte. Aber sie sollten auch die Einsicht gewinnen, dass es ein Fehler war, das günstige Gerät zu kaufen. Geiz ist nicht immer geil und billig nicht gleich das Beste. Denn so führen wir die Welt an den Rand der Belastungsgrenze. Wenn wir demnächst acht oder zehn Milliarden Menschen auf der Erde sind, muss sich unsere Wegwerfgesellschaft verändern. Es muss billiger sein, das Alte zu erhalten, statt das Neue zu kaufen. Etwas Hochwertigeres und Teureres zu kaufen lohnt sich am Ende meistens.

Haben sie ein Beispiel?

Heckl Ich trage einen Anzug meines Großvaters aus den 20er-Jahren. Wenn ich mit meiner Frau tanzen gehe sprechen mich die Leute oft darauf an, wo es solch schöne Anzüge gebe. Ich sage dann, leider nirgends mehr. So ein Anzug hält ein Leben lang oder in diesem Fall schon drei Leben. Man kann ihn reparieren, erweitern, nähen und flicken. Die Voraussetzung ist, dass sie anständiges Material gekauft haben. Das war damals oft der Fall. Mein Großvater hat garantiert ein halbes Monatseinkommen für diesen Anzug bezahlt. Er hat aber auch nur diesen einen gehabt.

Stimmt denn die Rechnung, dass teuer immer gleichbedeutend nachhaltig ist?

Heckl Nein, so einfach ist es nicht. Es gibt natürlich Qualitätssiegel und Firmen, die Hilfe anbieten und auch die Lebenszyklen der Produkte ausrechnen. Aber natürlich ist die Gleichung nicht so einfach, dass nur teure Dinge nachhaltig seien oder repariert werden können. Ich muss schon selber genau nachfragen, ob es überhaupt repariert werden kann. Dann ist man auch bereit, mehr Geld auszugeben. Nichts im Leben ist einfach, auch die Reparatur nicht. Aber sie fühlen ein Glücksgefühl und können dazu beitragen, dass auch ihre Enkelkinder noch auf diesen Planeten leben können.

Was braucht man denn alles, wenn man selber mit dem Reparieren anfangen will? Was gehört zur Basisausstattung einer kleinen Heimwerker-Handwerkstatt?

Heckl Zunächst einmal braucht man immer Nähzeug, also Garn, Nadeln, Faden und Schere. Am besten wäre natürlich noch eine Nähmaschine zu haben. Ich benutze zusätzlich eine Ledernähmaschine, weil ich auch Schuhe repariere. Dann sollte man stets einen Kleber, Schraubenzieher, Phasenprüfer, Hammer und Beißzange haben, um die einfachsten, mechanischen Dinge zu reparieren. Für seine Werkstatt kann man sich auch Inspiration aus dem Internet und den sozialen Medien holen.

Braucht man einen Lötkolben?

Heckl Das wäre hilfreich. Damit umgehen kann aber nicht jeder und muss auch nicht jeder. Aber einfache Dinge, wie den Batterie-Draht der Kopfhörer zu löten, sind auch damit nicht schwer zu erlernen. Je nach Aufgabe geht man dann in den Baumarkt und holt sich noch etwas. So war es auch immer bei mir. Meine Sammlung an Werkzeugen muss nicht jeder zuhause haben. Aber die Hälfte der Werkzeuge wurden schon von meinem Vater angeschafft. Es ist einfach ein Hobby, eine Entspannung und macht sogar Freude. Wenn man selbst keine Nähmaschine hat, kann man vielleicht die Nachbarin fragen, ob sie eine hat. Falls nicht, gibt es die heutzutage auch günstig zu kaufen. Nähmaschinen sind in meinen Augen Wunderwerkzeuge, wenn sie einmal verstanden haben, wie die Nadel den Faden von unten holt. Da kämen sie nie selber drauf, wie das funktioniert.

Ich bin schon fast überzeugt. Aber ist das nicht auch am Ende wieder Ressourcenverschwendung? Die brauche ich doch auch nur höchstens ein paar Mal im Jahr.

Heckl Dann schauen sie halt auf dem Flohmarkt nach. Dort finden sie gute Nähmaschinen für 50 Euro und haben eine große Freude, weil ein Stück Holzmechanik in ihrem Wohnzimmer steht. Wir haben in unserem sogar zwei stehen.

Den Abend des Generaldirektors des Deutschen Museums in München kann man sich also so vorstellen, dass er zuhause an der Ledernähmaschine sitzt und Schuhe repariert, während seine Frau daneben die Tischdecke flickt?

Heckl Noch schöner ist es, wenn man dazu Freunde einlädt. Unsere besten Freunde sind genauso eingestellt, wie wir. Manchmal machen wir dann samstags ein Reparaturwochenende zusammen. Dann gibt es vielleicht ein gutes Glas Rotwein dazu und es wird viel philosophiert, während nebenbei repariert wird. Am Ende des Abends stellt man dann vielleicht fest, dass der Rotwein gut war und die Flasche leer ist, aber die Reparatur nicht zu Ende gebracht wurde und man sich nächste Woche wieder treffen muss. Dafür hatte man einen schönen Abend unter Freunden verbracht und zudem das Gefühl, auch manuell-intellektuell etwas getan zu haben. Reparieren ist auch eine intellektuelle Herausforderung. Sie müssen elementare Fähigkeiten lernen, etwa Problemanalyse oder logisches Denken. Wenn die Birne in der Stehlampe nicht mehr brennt, nützt es nichts zu spekulieren und zu sagen, dass es sicher am elektromagnetischen Schock der Erde lag. Eher müssen sie schauen, ob der Faden der Glühlampe durchgebrannt ist, die Sicherung oder der Stecker kaputt sind. Sie müssen sozusagen vorgehen wie ein Programmierer, der einen Programmierzyklus erstellt. Somit lernen sie auch analytisches, logisches und programmatisches Denken durch die Reparatur.

Damit fängt man wohl am besten als Kind an?

Heckl Natürlich. Kinder wollen durch das Reparieren ja auch etwas Neues erfinden. Deshalb veranstalten wir im Museum auch sogenannte Zerbastelkurse. Da geht es nicht um Reparatur. Zerbasteln heißt, schau doch mal rein und bekomme eine Vorstellung davon, was da drin ist und wie es funktioniert. Vielleicht wirst du ja später ja Ingenieur und entwickelt es viel besser. Also nicht nur im Internet leben, sondern auch einmal in die reale Welt schauen.

Was taugen denn die Tutorials im Internet?

Heckl Die meisten sind wunderbar. In meinem Buch nenne ich dazu ein Beispiel, welches mir den Silvesterabend gerettet hat. Es sollte Dinner-for-one gezeigt werden, aber der Computer konnte nicht an den Fernseher angeschlossen werden. In der Kopfhörer-Buchse war ein alter Anschluss von einem Vortrag hängen geblieben. Da war guter Rat teuer. Dann habe ich mir ein Youtube-Video von einem kanadischen Studenten angeschaut, der genau dasselbe Problem hatte. Der hat mir einen Trick gezeigt, wie ich mithilfe eines Streichholzes und eines zwei-Komponenten-Klebers diesen Stecker herausziehen konnte. Das hat funktioniert und war eine große Freude. Heute schaue ich vielfach nach solchen Videos. Es gibt unzählige tolle Menschen, die sich dafür engagieren.

Interview aufgeschrieben und zur besseren Lesbarkeit leicht redigiert, von Christopher Trinks

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