Kleine Blutsauger auf der Jagd Die wichtigsten Infos rund um Zecken

Düsseldorf · Sie lauern im Gras und können gefährliche Erreger übertragen: Zecken dringen in Deutschland in neue Regionen vor. Wie man Zeckenstiche verhindert und richtig reagiert, wenn sich ein Tier schon festgesaugt hat.

 Zecken warten gerne im Gras auf einen möglichen Wirt.

Zecken warten gerne im Gras auf einen möglichen Wirt.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Frische Luft in der Nase, Vogelstimmen im Ohr und satte Grüntöne wohin man blickt – ein Spaziergang durch die Natur lädt zum Genießen ein. Ganz gedankenlos sollte man allerdings nicht unterwegs sein, denn in Gräsern und Büschen versteckt sich immer häufiger ein durchaus gefährliches Tier: Die Zecke. Sie breitet sich mehr und mehr in Deutschland aus und kann über 50 Krankheiten wie die Hirnhautentzündung FSME übertragen. Aber warum sind die Tiere überhaupt gefährlich? Wie beugt man einem Zeckenstich vor? Und welche Optionen gibt es, wenn sich eine Zecke schon festgesaugt hat? Ein Überblick.

Mit Geduld – die Zecke auf der Jagd

Zecken sind Parasiten, die sich vom Blut anderer Lebewesen ernähren. Viele Mahlzeiten brauchen sie dabei nicht: Im Labor konnten die Spinnentiere bis zu zehn Jahre ohne Mahlzeit auskommen. Zeitdruck hat die Zecke bei der Suche nach Nahrung also keinen. Geduldig wartet sie entweder auf Blättern oder Grashalmen auf einen Wirt, bei dem sie sich einhaken kann oder macht sich gemächlich auf die Suche nach einem unfreiwilligen Spender. Von Bäumen lassen sich die Tiere allerdings nicht fallen, das ist nur ein Mythos.

Hat die Zecke sich an einem Wirt festgekrallt und eine passende Stelle gefunden, sticht sie schmerzfrei zu. Ihr Speichel wirkt als Betäubungsmittel. Bis zu sieben Tage saugt das Tier Blut und sein Körpergewicht kann sich dabei um das 200-fache erhöhen.

Ungeplanter Austausch – darum sind Zecken gefährlich

Die Menge an Blut, die das wenige Millimeter große Tier aufsaugt, ist gering. Gefährlich wird der Zeckenstich allerdings durch Sekrete, die in den Blutkreislauf des Wirts gelangen: Über das Blutgerinnungs- und ein Betäubungsmittel sondert die Zecke auch alte Nahrungsreste ab. Sie wird dadurch zum potentiellen Überträger von Erregern eines früheren Wirts. Über 50 Krankheiten werden so durch Zecken übertragen, zwei von ihnen besonders häufig:

1. Bei der Borreliose handelt es sich um Bakterien. Eine Infektion mit ihnen kann zu chronischen Gelenkentzündungen, Herzproblemen, Lähmungen oder einer Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit führen. Die Symptome sind zunächst grippeähnlich, zudem zeigt sich eine ringförmige Rötung um die Einstichstelle. Das kann jedoch bis zu 28 Tage dauern. Je nach Risikogebiet können nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bis zu 30 Prozent der Zecken Borreliose in sich tragen. Gegen die Bakterien gibt es bislang keine medizinische Prävention.

2. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kann eine Entzündung der Hirnhaut auslösen, im schlimmsten Fall das zentrale Nervensystem nachhaltig schädigen und bei rund einem Prozent der Patienten zum Tod führen. Viele Infektionen verlaufen nach Angaben RKI jedoch „ohne, oder nur mit milden Symptomen.“ Auch bei FSME ähneln die Anzeichen einer Grippe: Die Patienten leiden an hohem Fieber und Gliederschmerzen. In Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nach einem Zeckenstich bei 1 zu 50 bis 1 zu 100. Es ist möglich sich gegen FSME impfen zu lassen.

 Wo die Risikogebiete in Deutschland liegen

Borreliosefälle sind bereits in verschiedensten Teilen der Bundesrepublik registriert worden: Nach dem Zecken-Atlas der Funke Mediengruppe gibt es in der gesamten Osthälfte Deutschlands gemeldete Erkrankungen. In NRW seien nach dem Atlas bislang keine Fälle verzeichnet worden, doch in Rheinland-Pfalz breiten sich Zecken, die das Bakterium übertragen, weiter aus. Besonders betroffen sind hier die Landkreise Vulkaneifel und Altenkirchen – beide liegen direkt an der Grenze zu NRW.

Das RKI weist zudem immer mehr FSME-Risikogebiete aus. 175 solcher Regionen gibt es bereits in Deutschland – bundesweit zählen inzwischen mehr als 40 Prozent aller Kreise dazu. FSME tritt häufig im Süden Deutschlands auf, Bayern und Baden-Württemberg sind besonders stark betroffen. Aber auch in NRW gab es einzelne Fälle. Unter anderem in Solingen und Bottrop, dem Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Steinfurt.

Wie man sich gegen einen Zeckenstich schützen kann

  • So schön es vor allem für Kinder ist, quer durch das Unterholz zu toben – hier lauern die Zecken. Wer im Sommer im Wald oder in den Feldern unterwegs ist, der sollte deswegen besser auf den Wegen bleiben.
  • Um der Zecke möglichst wenig Zugang zur Haut zu bieten, sollte man bei einer Tour durch hohe Gräser oder durch dichteres Gebüsch besser ein Shirt mit langen Ärmeln, eine lange Hose und geschlossene Schuhe tragen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann sich auch die Socken über die Hosenbeine ziehen. Helle Kleidung ist günstiger als dunkle, weil man die Zecken darauf gut erkennen und noch vor dem Stich entfernen kann.
  • Zeckenschutzmittel helfen – aber nicht absolut zuverlässig. Da Zecken ihre Opfer nach “attraktivem Duft“ aussuchen, vergeht ihnen bei Zeckenschutzmitteln, auch Repellentien genannt, die Lust zu stechen. Das Mittel wird auf Schuhe, Strümpfe und Hosenbeine gesprüht und wirkt bis zu vier Stunden. Wählen kann man zwischen synthetischen und natürlichen Stoffen, die durch ihren Geruch Zecken fernhalten. Die Mittel sind in Drogeriemärkten und Apotheken erhältlich.
  • Während und nach einem Ausflug sollte man sich und andere auf Zecken kontrollieren. Die kleinen Blutsauger krabbeln oft erst lange herum und suchen sich eine geeignete Stelle, bevor sie zustechen. Sie bevorzugen dünne, warme Hautstellen. Besonders gründlich sollte man unter den Armen, in den Armbeugen und Kniekehlen, am Hals, am Kopf, zwischen den Haaren, hinter den Ohren, am Rücken und im Schritt suchen.

Wie man eine Zecke entfernt

Hat es doch ein Tier geschafft, sich festzusaugen, gilt es, die Zecke schnell zu entfernen, denn das kann eine Krankheitsübertragung verhindern. Je länger die Zecke Blut saugt, desto größer wird die Gefahr der Infektion.

Die Zecke sollte mit einer feinen Pinzette senkrecht mit vorsichtigen hin und her drehen nach oben aus der Haut gezogen werden. Beim Herausziehen nicht quetschen, weil Borrelien im Darm der Zecke angesiedelt sind, die dann über den Stichkanal zum Menschen gelangen. Die Zecke mit Öl, Alkohol oder Nagellack zu beträufeln empfiehlt sich nicht, weil sie dann erst recht ihren erregerhaltigen Speichel absetzt.

Woran man eine Infektion mit FSME oder Borreliose erkennt und wie man richtig darauf reagiert

Wurde man von einer Zecke gestochen, ist es nach dem RKI wichtig, die betreffende Stelle genau zu beobachen. „Sollte nach einigen Tagen bis Wochen eine deutliche ringförmige Hautrötung, typischerweise im Zentrum blasser als am Rand, entstehen und sich ausweiten, sollte ein Arzt zwecks weiterer Abklärung aufgesucht werden“, schreibt das Institut. In einigen Fällen erscheine allerdings nur eine unspezifische Hautrötung, die wandert. Zudem könnten auch neurologische Symptome (zum Beispiel eine Gesichtslähmung) oder massive Gelenkschwellungen auf Borreliose hinweisen. Wichtig ist es dann, schnell zu einem Arzt zu gehen, denn im Frühstadium kann die Krankheit gut antibiotisch behandelt werden.

Laut RKI gilt zudem: Sollte man in den sieben bis 14 Tagen nach einem Zeckenstich und einem Aufenthalt in einem FSME-Risikogebiet grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- oder Gliederschmerzen entwickeln, sei ein Arztbesuch ebenfalls sinnvoll. Medikamente gegen FSME gibt es nicht, deswegen werden meistens fiebersenkende und schmerzstillende Mittel eingesetzt, um den Körper im Kampf gegen das Virus zu unterstützen.

(cwe/dpa)
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