Besäufnis für die Forschung „Wein auf Bier, ...“ – Volksmund irrt

Cambridge · Ein deutscher Mediziner hat die Volksweisheit wissenschaftlich untersucht.

(jis) Sich betrinken für die Wissenschaft – das durften rund 100 Probanden, die an einer Studie zur Wirkung von Wein und Bier teilnahmen. Ausgangspunkt war die Volksweisheit „Wein auf Bier, das rat ich dir; Bier auf Wein, das lass sein“. Mediziner Kai Hensel, der heute an der University of Cambridge forscht, wollte dem Spruch noch während seiner Zeit an der Uni Witten/Herdecke wissenschaftlich sauber auf den Grund gehen, berichtet „The Guardian“. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht.

Um valide Daten zu erzielen, teilte Hensel seine Freiwilligen in drei Gruppen auf. Die erste Gruppe konsumierte erst Bier und dann Weißwein, am zweiten Abend erst Wein und dann Bier. Das zweite Team ging in umgekehrter Reihenfolge vor, eine dritte Kontrollgruppe trank nur Bier beziehungsweise Wein. Alle Teilnehmer mussten mindestens einen Alkoholgehalt von 1,1 Promille erreichen. Um die Ergebnisse nicht zu verzerren, bekamen alle eine standardisierte, auf Alter und Gewicht zugeschnittene Mahlzeit und übernachteten in derselben Unterkunft zu gleichen Bedingungen.

Rund 1,3 Liter Bier und 0,7 Liter Wein tranken die Probanden im Schnitt, einige mussten sich anschließend übergeben. Ohne einen entsprechenden Pegel hätte die Studie keinen Aussagewert gehabt, erklärt Hensel. Am nächsten Morgen mussten alle Teilnehmer ihre körperlichen Kater-Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Herzrasen, Appetitlosigkeit oder Schwindel auf einer Skala bewerten.

Das Ergebnis war laut Hensel eindeutig: Weder die Reihenfolge, in der die Teilnehmer die Getränke zu sich nahmen, noch der Umstand, ob sie nur Bier oder Wein tranken, hatte einen Einfluss auf ihren Zustand. Stattdessen fühlten sich diejenigen Probanden am schlechtesten, die sich am Vorabend übergeben hatten oder sich als besonders betrunken einschätzten. Man müsse auf die Signale des Körpers achten, resümiert Hensel, dieser signalisiere, wann es Zeit sei, mit dem Trinken aufzuhören. Mit anderen Worten: Der Volksmund liegt falsch.

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