Zum Niederglühen

Selbst gemacht schmeckt Glühwein besonders fruchtig und lecker. Experten geben Tipps, wie das Winter-Getränk perfekt wird.

Bei frostigen Temperaturen gibt es nichts Schöneres, als die Hände an einer heißen Tasse Glühwein zu wärmen. Doch nicht immer bleibt das wohlige Gefühl bestehen, wenn man vom Inhalt kostet. Oftmals schmecken Glühwein und Punsch auf den Weihnachtsmärkten zu süß, weil in meist nicht so hochwertige Weine zum Ausgleich viel Zucker gegeben wird, weiß Andreas Idelberger vom gleichnamigen Weinhaus in Solingen. Dabei braucht es eigentlich gar keine extra Süßungsmittel. "Wer einen lieblichen Rotwein nimmt, muss nicht mehr zusätzlich süßen wegen der natürlichen Traubensüße", erklärt der Experte. Er empfiehlt dafür als Grundlage etwa einen Cuvée aus Portugieser- und Dornfeldertraube. Wer es herber mag, sollte einen trockenen Rotwein verwenden, etwa einen südfranzösischen Landwein, empfiehlt der Weinhändler. Dieser kann durch Zugabe von O-Saft oder Orangenschalen ein fruchtigeres Aroma erhalten. "Viele denken, dass ein guter Wein oder hochwertige Gewürze im Glühwein unnötig sind. Aber die Qualität von beidem ist sehr wichtig", sagt Idelberger. Andere Experten raten als Basis etwa zu Spätburgunder oder Regent.

Nur mit den richtigen Gewürzen wird aus dem Wein ein schmackhafter Glühwein. Klassisch gehören Nelken, Zimt, Sternanis, Orangen- oder Apfelschale in den Topf. Wer es pikanter mag, kann etwas Ingwer hinzugeben. Marcus Freistühler von der Gewürzmühle Engels in Neuss hat eine besondere Gewürzmischung für Glühwein im Angebot: Sie besteht aus Zimt, Nelken, Ingwer, Orangenschale und Fenchel. "Der Fenchel macht den Glühwein besonders bekömmlich für den Magen", sagt der Gewürz-Fachmann. Auch die richtige Dosierung spielt eine Rolle: ein bis zwei Esslöffel Gewürzmischung pro Liter Flüssigkeit reichen aus. Für etwa zehn Minuten hinzugeben, sonst kann es am Ende zu intensiv schmecken, sagt Freistühler. "Nelken entwickeln leicht Bitterstoffe", warnt der Experte. Orangenschalen oder Zimtstangen können so hinzugefügt werden, da sie sich leicht wieder herausfischen lassen, die anderen Zutaten am besten in einem Säckchen aus Leinen oder Papier in den Topf geben. Auch ein Tee-Ei kann sich eignen, allerdings muss es groß genug sein.

Auch wenn ein selbst gemachter Glühwein oder Punsch kein Kunststück ist, so gibt es doch Fehler, die bei der Zubereitung passieren können. "Glühwein sollte gar nicht gekocht, sondern nur erhitzt werden", sagt Freistühler. Und zwar langsam (sonst wird es vom Boden her zu heiß) und bis maximal 80 Grad. Andernfalls verkocht der Alkohol und der Wein verliert Aromen. Doch nicht nur mit einem kräftigen Rotwein gelingt ein aromatischer Glühwein, auch aus Weißwein und inzwischen sogar Rosé lässt sich das heiße, fruchtige Wintergetränk kreieren. "Erlaubt ist alles, was schmeckt", sagt Idelberger. Weißer Glühwein ist in Österreich und in Südeuropa besonders beliebt, aber auch die Schweden kennen ihn unter dem Namen Glögg. "Weißwein als Glühwein ist ganz klar im Kommen", erklärt Idelberger. Viele Frauen etwa mögen lieber den leichteren weißen Glühwein, andere nennen als Favoriten Apfelglühwein oder Heidelbeerglühwein, die aus Apfelwein (Cidre) oder Heidelbeerfruchtwein ebenfalls selbst gemacht werden können. "Diese beiden Varianten sind wesentlich fruchtiger als die Klassiker", meint Idelberger. Für die alkoholfreie Variante bieten sich Trauben-, Johannisbeer-, Holunder- oder Brombeersaft an. Gemischt werden kann etwa mit Apfel- oder Orangensaft.

Für weißen Glühwein sollten allerdings auch andere Gewürze eingesetzt werden, meint Freistühler: Nelken, Zimt, Kardamom und ein wenig Thymian.

Ein Trend: winterliche Bowle. Als Einlage empfiehlt Walter Gaigg in seinem Buch "Bowlen, Punsche und Liköre" Zitrusfrüchte wie Orangen, Mandarinen oder Kumquats. Angesetzt werden die reifen, in mundgerechte Stücke geschnittenen Früchte inklusive Zesten beispielsweise mit Rum oder Weinbrand. Nach einer mindestens zwei- bis dreistündigen Ruhezeit wird die Bowle mit Weiß- oder Rotwein, Sekt oder Mineralwasser aufgegossen. Genossen wird die Winterbowle gekühlt.

Die Hände werden so zwar nicht gewärmt, dafür soll es schmecken und die Party in Gang bringen.

(RP)
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