Fliegerbombe explodiert in Viersen Zehn Fakten zu Blindgängern

Düsseldorf · Eine Bombensprengung hat zwei Gebäude in der Innenstadt von Viersen am Niederrhein unbewohnbar gemacht und einen tiefen Krater hinterlassen. Viele Bürger machen sich Sorgen über noch unentdeckte Fliegerbomben. Wir haben wichtige Fakten zu Blindgängern zusammengetragen.

Viersen: Der Tag nach der Explosion
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Was sind Blindgänger?

Als Blindgänger werden Bomben bezeichnet, die aus einem Flugzeug oder Bomber abgeworfen worden und nach dem Aufprall nicht explodiert sind. Unter anderem wird unter folgenden Fliegerbomben-Typen unterschieden: Spreng-, Streu- oder Brandbomben.

Was ist das Gefährliche an den Blindgängern?

Auch Jahrzehnte nach dem Abwurf können Zünder und Sprengstoff der Fliegerbomben noch intakt sein und bei nicht fachmännischer Räumung explodieren. Alter und Korrosionswirkungen können die Gefährlichkeit von Fundmunition sogar noch erhöhen.

Wie viele Blindgänger gibt es in Deutschland und NRW?

Zahlen für das gesamte Bundesgebiet existieren nicht, weil die Kampfmittelräumung Ländersache ist. Es könnten um die 100.000 sein, schätzen Experten. Vor allem in Großstädten und Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet ist die Gefahr am größten. Hier waren die Schwerpunkte der alliierten Luftangriffe.

Laut NRW-Innenministerium haben sich 48 Prozent der Alliierten-Angriffe auf NRW konzentriert. Kampfmittelräumdienste schätzen, dass zwischen zehn und 15 Prozent der Fliegerbomben nicht explodiert sind. Jüngstes Beispiel: In Viersen ist am 17. September eine Fliegerbombe in der Innenstadt gesprengt worden und hat massive Schäden angerichtet.

Aus welcher Zeit entstammen die Blindgänger?

Die meisten Fliegerbomben wurden während der Angriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abgeworfen. Die Rate der Blindgänger ist bei Bomben aus dieser Periode offenbar besonders hoch.

Wie funktioniert die Ortung von Fliegerbomben?

Zunächst spielt die Luftbildauswertung eine entscheidende Rolle. In Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg hatten die Alliierten Aufklärungsfotos der betroffenen Regionen erstellt. Diese Aufnahmen lassen erkennen, wo schwerpunktmäßig Kampfmittel abgeworfen wurden. Konnten Fundorte eingegrenzt werden, greifen unterschiedliche Verfahren zur exakten Lokalisierung.

Da fast alle Kampfmittel des Zweiten Weltkriegs einen Metallanteil aufweisen, greifen Kampfmittelräumdienste zum einen auf die Ortung mittels Magnetometer zurück. Mittels magnetischer Feldstärke werden Blindgänger aufgespürt. Eine weitere Möglichkeit stellt das Georadar dar. In Form von sehr kurzen Pulsen werden über eine Sendeantenne elektromagnetische Wellen ausgesandt und deren Echo über eine Empfangsantenne empfangen.

Hinzu kommt die Methode der Oberflächensondierung. Hier wird die Fläche systematisch mit einer Magnetsonde abgesucht. Bei einer computergestützten Oberflächensondierung werden die Messergebnisse zusätzlich an einen PC weitergeleitet und bildlich dargestellt.

Die Bohrlochsondierung führt in regelmäßigen Abständen Bohrungen durchgeführt, die mit einem Kunststoffrohr ausgekleidet sind. Durch dieses Kunststoffrohr werden sogenannte Bohrlochsonden von der Oberfläche bis zum Bohrlochgrund abgesenkt und beim Zurückziehen die magnetische Feldstärke gemessen.

Wer ist für die Beseitigung zuständig?

Die Ortung und Räumung ist eine Angelegenheit der Kampfmittelräumdienste der Bundesländer. Darüber hinaus gibt es auch private Unternehmen, die Ortungen und Beseitigungen von Kampfmitteln durchführen.

Wie werden Bomben beseitigt oder entschärft?

Wurden Kampfmittel im Boden lokalisiert werden sie von Spezialkräften freigelegt und anschließend identifiziert. Ist der Blindgänger handhabungsfähig wird er geborgen. Falls nicht, wird er "entschärft" oder noch an der Fundstelle gezielt gesprengt und unschädlich gemacht.

Wie viele Bomben werden jährlich entschärft?

Auch hier gibt es keine verlässlichen, bundesweiten Statistiken. Jedoch registrieren die Kampfmittelräumdienste der Länder mehr als 5000 Entschärfungen pro Jahr, bei denen die Fachleute zum Teil ihr Leben riskieren.

Wer trägt die Kosten einer Räumung?

Für das Absuchen eines Grundstücks nach Blindgängern ist zunächst der Bauherr oder Eigentümer verantwortlich. Anschließend übernimmt das jeweilige Bundesland die Kosten für Entschärfung, Abtransport und Vernichtung. Doch auch der Bund steigt in die Kostenübernahme mit ein, wenn es um die Beseitigung von ehemals reichseigenen Blindgängern geht.

Wie viele Räumungen gehen schief?

In den meisten Fällen geht die Beseitigung von Blindgängern reibungslos über die Bühne. Allein in der vergangenen Woche gab es zwei Fälle von Räumungen, die zu erheblichen Schäden geführt haben. In München-Schwabing explodierte am 28. August eine Fliegerbombe, in Viersen am 17. September. Beide Bomben waren baugleich.

(nbe)
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