documenta-Skandal Organisierte Verantwortungslosigkeit

Meinung · Bei der documenta in Kassel ist nach der Eröffnung Mitte Juni eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden. Das Modell des Wegschauens und Wegduckens wird zum Muster unserer deutschen Gegenwart.

 Letzte Reste vom abgebauten Kunstwerk «People's Justice» vom Künstlerkollektiv Taring Padi stehen auf dem Friedrichsplatz vor dem Museum Fridericianum.

Letzte Reste vom abgebauten Kunstwerk «People's Justice» vom Künstlerkollektiv Taring Padi stehen auf dem Friedrichsplatz vor dem Museum Fridericianum.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Das Deprimierendste an der documenta ist für mich nicht der Antisemitismus in miserablen Kunstwerken. Es ist die offenkundig gewollte und gut durchgeplante Verantwortungslosigkeit bei den Verantwortlichen. (Ich meine nicht den Steuerzahler, der sich der Verantwortung für die Rechnung nicht entziehen kann.) Man hat sich nicht die Mühe gemacht, selbst nach interessanten Künstlern aus dem „globalen Süden“ zu suchen. Aus Faulheit? Aus Desinteresse? Um nichts falsch zu machen? Jedenfalls muss hier einmal nicht die deutsche Schuld herhalten, um sich der eigenen Verantwortung zu entziehen. Auch im Namen des Dekolonialismus kann man die Verantwortung an andere weitergeben, die sie an weitere Gruppen weitergeben, die neue Teams beauftragen ...