Wissensdrang Moralische Phrasen in der Außenpolitik

Meinung · Wohlmeinenden Begriffe, die nur schönreden, verändern die Realität nicht. Warum hehre Prinzipien in der Außenpolitik nichts zu suchen haben.

 Will für „wertegeleiteten Außenpolitik“ stehen: Annalena Baerbock.

Will für „wertegeleiteten Außenpolitik“ stehen: Annalena Baerbock.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Annalena Baerbock ist mit ihren Slogans der „wertegeleiteten Außenpolitik“ und „feministischen Außenpolitik“ derzeit die beliebteste Politikerin. Wie ist diese Verehrung moralischer Phrasen zu erklären? Mit Naivität? Aber wir wissen ja, dass es Worte, nicht Taten sind. Wenn Baerbock zu Kriegsbeginn die deutsche Vergangenheit bemüht, als Grund, die Ukraine nicht zu unterstützen. Wenn sie zum Aufstand der Frauen im Iran schweigt. Wenn sie nichts gegen Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien einzuwenden hat. Wenn sie … Warum sind wir so angetan von dem moralischen Kitsch? Weil wir vor den politischen Realitäten zurückschrecken? Nietzsche klagte schon vor 150 Jahren über „Begriffs-Halluzinationen“ wie die „Würde der Arbeit“. Er hielt es für eine Charakterschwäche, sich die Tatsache schönzureden, dass Wissenschaft und Kunst auf der Ausbeutung der Arbeiter beruhten. Nietzsche zog die Ehrlichkeit der Griechen vor, sich zur Sklaverei als einer schrecklichen, aber unverzichtbaren Praxis zu bekennen.