Wissenschaftliche Revolution Die Erfolge der Gentechnik

Meinung | Düsseldorf · Die ersten gezielten Transgene in einer Pflanze lösten eine wissenschaftliche Revolution aus. Leider nicht immer zum Nutzen der Menschheit.

Die Sonne geht hinter einem Getreidefeld auf.

Die Sonne geht hinter einem Getreidefeld auf.

Foto: dpa/Paul Zinken

Gentechnik bei Pflanzen feiert Geburtstag. Vor 40 Jahren wurden erstmals Pflanzen gezielt mit einem Transgen ausgestattet. Eine legendäre gentechnisch veränderte Tabakpflanze wurde durch ein Fremdgen resistent gegen ein Antibiotikum. Solche ersten gentechnischen Experimente waren ein Meilenstein in der Pflanzenforschung. Sie bewiesen, dass bestimmte Bodenbakterien Gene in eine Pflanzenzelle übertragen können.

Ein spannendes Rätsel und intensive Forschung gingen der Entdeckung dieses Mechanismus voraus. Weinliebhaber kannten Tumorerkrankungen an Weinstöcken. Bodenbakterien wurden als Erreger dieser Wucherungen ausfindig gemacht. Auf mysteriöse Weise verursachten sie das ungewöhnliche Wachstum, selbst nachdem sie ausgemerzt waren. Hinweise verdichteten sich, dass die Bodenbakterien eigene Erbsubstanz in Pflanzenzellen einschleusen. Ein verletzter Weinstock lockt Bakterien an. Diese injizieren Gene in Pflanzenzellen, welche ins Pflanzengenom eingebaut werden. Daraufhin teilen sich die genetisch veränderten Pflanzenzellen und produzieren Nahrung für die Bakterien.

Die Erkenntnis, dass Bakterien Fremdgene in Pflanzenzellen einbringen können, revolutionierte die botanische Forschung. Mit diesem Prinzip können wir im Labor Gene gezielt in einer Pflanze kontrollieren und herausfinden, welche Rolle die einzelnen Gene spielen. Nur dadurch kennen wir genetische Details über die geschickten Überlebensstrategien der Pflanzen. Dieses Wissen wird in der Züchtung eingesetzt.

Obwohl dies sinnvoll ist, regte sich schnell eine gewisse Abneigung gegen Gentechnik bei Pflanzen. Ein Grund dafür war, dass Agrarkonzerne, die nicht unbedingt für ihr Umweltbewusstsein bekannt waren, im Wettlauf um die erste transgene Pflanze beteiligt waren und diese kommerziell für eigene Profitinteressen entwickelten. Greenpeace startete Kampagnen. Die fragwürdigen Aktivitäten von Konzernen und Greenpeace sollten uns jedoch nicht davon abhalten, die Technik zum Wohle von Umwelt und Gesundheit einzusetzen.

Unsere Autorin ist Professorin für Botanik an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf. Sie wechselt sich hier mit der Philosophin Maria-Sibylla Lotter und der Pharmazeutin Nicole Teusch ab.

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