Wetter-Magie Wissenschaftler will zur WM Wolken wegschaffen

Hamburg (RP). Eine verregnete WM - das wäre nun wirklich das letzte, was der Deutsche sich wünscht. Deshalb hat Wolfgang Maennig, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg, eine Woche vor WM-Start einen ernst gemeinten Vorschlag gemacht: Er will das Wetter beeinflussen. Regenwolken könnten jeweils morgens zwischen drei und sechs Uhr "abgeregnet" und somit entschärft werden.

 Dunkle Wolken müssen nicht sein. Ein Hamburger Wissenschaftler schlägt vor, Schlechtwetterfronten zu Zeiten der WM nächtens "abregnen" zu lassen.

Dunkle Wolken müssen nicht sein. Ein Hamburger Wissenschaftler schlägt vor, Schlechtwetterfronten zu Zeiten der WM nächtens "abregnen" zu lassen.

Foto: ddp, ddp

"Technisch ist die Beeinflussung des Wetters problemlos machbar. Sie wird ja auch seit über 40 Jahren in 25 Ländern der Welt angewandt", sagte der Experte für Ökonomik von Sport-Events und Ex-Ruderer, der 1988 Olympiasieger im Achter wurde. Die Kosten für das gezielte Abregnen dürften nach seiner Berechnung "bei etwa zehn Millionen Euro" liegen und sich damit "in durchaus vertretbaren Grenzen halten".

Bei permanenter Tiefdrucklage könnte sich der Aufwand zwar auf maximal 40 Millionen Euro erhöhen, aber "bei WM-Investitionskosten von insgesamt über drei Milliarden Euro wäre das immer noch ein äußerst geringer Betrag", meint der 46-Jährige. "Das gilt vor allem im Vergleich zum gesellschaftlichen Nutzen, der aus herrlichem Sommerfest-Wetter bei der WM entstehen würde."

Denn andernfalls könnte das Image Deutschlands Schaden nehmen: "Besucher, denen die Schönheiten Deutschlands nahe gebracht werden sollten, würden als Erinnerung das schlechte Wetter behalten." Auch heimische Fans und die Wirtschaft wären gebeutelt: "Straßenfeste, Grill- und Fernsehpartys fielen aus, Biergärten blieben leer, fliegende Händler auf ihren Waren sitzen. Jede Volksfeststimmung würde ertränkt, erhoffte wirtschaftliche Vorteile blieben aus." Durch professionelle Planung ließe sich dies leicht verhindern.

Beispiele für erfolgreiche Eingriffe in die Natur gibt es reichlich. Vor der Eröffnungsfeier der Sommerspiele 1980 in Moskau wurde die Regenfront von Düsenjägern außerhalb der Stadt abgefangen, bei den Winterspielen 1984 in Sarajevo die Abfahrtspiste und der Flughafen auf gleiche Art vom Nebel befreit. Im Landkreis Rosenheim werden laut Maennig Wolken bei drohendem Hagel abgeregnet, da sie die Ernte gefährden könnten.

Prinzipiell stehen mehrere Verfahren für "vorzeitigen Regen" zur Verfügung. Bei der einfachsten und preiswertesten Methode wird eine silberjodidhaltige Acetonlösung durch Flugzeuge versprüht. Das Aceton verbrennt vollständig, die Silberjodidkristalle führen zum Abregnen. Erfahrene Unternehmen stehen in Europa hinreichend zur Verfügung.

Am Boden ist das Silberjodid kaum mehr nachweisbar, wie Maennig betont. Denn kleinste Mengen genügen, die Reste zerfallen innerhalb von 40 Minuten bei Sonneneinstrahlung in Silber und Jod. Außerdem sei Silberjodid gesundheitlich derart unbedenklich, dass es beispielsweise im Camping- und Segelbereich den Trinkwasservorräten beigegeben werde, um Fäulnis zu verhindern. Für den Hamburger Professor gibt es daher keinen Grund, die Fußball-WM von dunklen Wolken über den Spielorten "überschatten" zu lassen.

(RP)
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