Hannover Windenergie: Holz ersetzt Stahlbeton

Hannover · In Hannover steht der Prototyp eines Windrades aus Holz. Mit diesem Material sollen 165 Meter hohe Türme mit längerer Haltbarkeit möglich sein.

Windkrafträder erzeugen mehr als sieben Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland. Die Riesen bestehen derzeit noch ausschließlich aus Stahl und Beton. Das birgt Nachteile wie etwa eine recht kurze Lebensdauer von etwa 20 Jahren, eine starke Lärmentwicklung und teure Schwertransporte, die den Verkehr über Stunden lahmlegen können. Ein Bauingenieur und ein Betriebswirt aus Niedersachsen haben die Firma Timber Tower gegründet, die die Türme der Windanlagen aus Holz baut: Der erste 100 Meter hohe Holzturm steht auf dem Gelände der Uni Hannover.

"Holztürme haben eine längere Lebenszeit, da Holz die Schwingungen durch Rotation des Propellers und den Wind wesentlich besser übersteht als Stahl oder Stahlbeton", sagt der Erfinder der Holztürme, Bauingenieur Gregor Prass. Der größte Vorteil sei aber, dass man sie besser transportieren könne. Während die Stahlrohrmasten auf Schwertransportern verladen werden müssen, könne man die Bretter für Holzmasten auf einem normalen Laster transportieren.

"Die Durchfahrtshöhe von Autobahnbrücken beschränkt aus statischen Gründen die Turmhöhe auf etwa 120 Meter. Denn danach passt der Fuß der Türme nicht mehr durch die maximal 4,20 Meter hohen Autobahnbrücken", erklärt Prass. "Das ist ökonomisch interessant, da bei der Windenergie die Turmhöhe der entscheidende Punkt zur Wirtschaftlichkeit einer Anlage darstellt. Jeder Meter mehr Höhe bringt etwa ein Prozent mehr Stromertrag", sagt Holger Giebel, der bei Timber Tower für die Wirtschaftlichkeit zuständig ist.

Und in Zukunft wollen die Ingenieure noch höher bauen. Bei einer Höhe von 165 Metern könnte die Windkraftanlage in Spitzenzeiten für 1500 bis 2000 Haushalte Strom produzieren. Gegen Wind und Wetter soll den Holzturm eine spezielle Kunststoffschicht wappnen. Nach Berechnungen der Niedersachsen ist der Holzturm inklusive Transport und Montage zwischen zehn und 20 Prozent billiger als die Stahlbetonmasten. Erfüllt der Prototyp die Erwartungen, soll die Serienproduktion 2014 anlaufen und vor allem für Nordamerika und Asien interessant sein, wo häufig die Infrastruktur für den Bau von Stahlbetontürmen fehle.

Ingenieure der Universität Hannover haben lange nach der besten Statik gesucht. Das Ergebnis der Testreihen und der Berechnungen des Bauingenieurs ist ein mehreckiger, geschlossener Holzturm, schlank und nach oben hin schmaler als seine Stahl-Verwandten. Im Inneren steckt ein hölzernes Gerüst, das die 30 Zentimeter dicken Brettsperrholzplatten trägt. Ein Vorteil dieses Hohlkörpermastes: "Außerdem dämpft ein Holzturm die Geräusche einer Windkraftanlage", sagt Prass.

(RP)
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