Gesundes Nordsee-Klima Wieso enthält Meersalz kein natürliches Jod?

Düsseldorf (RP). Das Reizklima an der Nordsee gilt als besonders jodhaltig und ist damit ein beliebtes Ziel für Kuraufenthalte. Dabei enthält das Meersalz nicht mal natürliches Jod. Warum ist das so?

 Wirbelstürme können Riesenwellen auftürmen.

Wirbelstürme können Riesenwellen auftürmen.

Foto: AP, AP

Meersalz enthält natürlich auch Jod, allerdings in kleinen Mengen und je nach Aufbereitung unterschiedlich viel", erklärt Roland Gärtner, Professor am Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München und stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel.

Meersalz wird durch Verdunstung des Wassers in großen Becken gewonnen, so etwa in Montpellier (Südfrankreich). Bei diesem Vorgang geht Jod verloren, da es sublimiert, sprich: vom festen in den gasförmigen Zustand übergeht. In der Umgebung dieser Becken ist der Jodgehalt in der Luft hoch. "Ist es in der Gegend der Meersalzgewinnung sehr heiß und windig, bleibt praktisch kaum Jod übrig; ist es weniger heiß, wohl etwas mehr."

An der Nordsee, besonders im Sommer, ist der Jodgehalt der Luft höher als im Winter, vergleichsweise aber niedriger als am Äquator. Ist die Werbung der Küstenkurorte für gesunde jodhaltige Luft eine Mogelpackung? "So würde ich es nicht nennen", sagt Roland Gärtner, "denn am Meer ist die Luft tatsächlich jodhaltiger."

Wie jodhaltig, sei schwer zu messen, zumal die Werte von der Temperatur, den Windverhältnissen und der Luftfeuchtigkeit abhingen. "Wir haben vor zehn Jahren im ,Jodmonitoring '96', einer epidemiologischen Untersuchung zur Jodversorgung der deutschen Bevölkerung, in Schleswig-Holstein, Hamburg und Wilhelmshaven dieselbe Jodausscheidung im Urin gemessen wie in Freiburg, Passau oder Berlin."

Allerdings wurden keine Urlauber erfasst, die sich vier Wochen etwa auf Sylt erholten und immer nur Meeresluft einatmeten. "Ich meine, dass durch die Meeresluft maximal fünf bis zehn Mikrogramm Jod pro Tag aufgenommen werden können", sagt Gärtner. Bei einem Bedarf von 200 Mikrogramm und einer durchschnittlichen Aufnahme zur Zeit von 120 Mikrogramm sei dies ein vernachlässigbarer Wert. Zumal man mit einem Seelachsfilet von 150 Gramm immerhin 80 bis 150 Mikrogramm Jod zu sich nehme. "Doch auch hier geht Jod verloren, wenn der Fisch gegrillt und nicht gekocht oder langsam gegart wird.

(Rheinische Post)
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