Rätsel des Alltags Wie wird Kaffee Koffein entzogen?

Düsseldorf (rpo). Für viele ist er wie alkoholfreies Bier, nichts Halbes und nichts Ganzes. Andere widerum schwören darauf, weil er das Herz schont und - in größeren Mengen genossen - nicht so hibbelig macht: koffeinfreier Kaffee. Wie wird der Bohne eigentlich das Koffeein entzogen - und kann man mit dem Stoff dann noch etwas anfangen?

 Der genetische Code brasilianischer Kaffeebohnen ist entschlüsselt.

Der genetische Code brasilianischer Kaffeebohnen ist entschlüsselt.

Foto: AP

Bekannt sind drei Prinzipien, die von den rohen, grünen Kaffeebohnen ausgehen: der Entzug mit organischen Lösungsmitteln, mit Wasser und mit überkritischem Kohlendioxid. Zur Erleichterung der Extraktion wird der Rohkaffee mit Wasserdampf angequollen und eingeweicht. Die Röstung erfolgt nach der Extraktion.

Das erste Patent zur Entkoffeinierung wurde 1905 der Bremer Firma Hag erteilt. Lösungsmittel der Wahl war damals das ebenso giftige wie leicht brennbare Benzol. Ende der 70er Jahre dominierte weltweit vor allem Trichlorethylen, das dann von Methylenchlorid abgelöst wurde.

Reste des Lösungsmittels lassen sich durch Trocknung im Vakuum entfernen. Die Gehalte der Rückstände im gerösteten Kaffee sind so niedrig, dass sie toxikologisch als bedeutungslos eingestuft werden.

Bei der Extraktion mit Wasser werden den Bohnen zunächst alle wasserlöslichen Inhaltsstoffe entzogen - auch das Koffein. Mit Methylenchlorid oder Aktivkohle wird das Koffein aus der Lösung entfernt. Die ausgelaugten Bohnen werden mit dem gesättigten Extakt und seiner Koffeinlücke "imprägniert".

Seit 1970 ist der Koffeinentzug mit überkritischem Kohlendioxid bekannt, das unter hohem Druck entsteht und nicht mehr gasförmig, sondern flüssig ist. Es bindet das gesamte Koffein und transportiert es aus der Bohne heraus. Das Kohlendioxid wird zurückgewonnen und dem Produktionskreislauf wieder zugeführt. Das Verfahren ist zwar teurer als die anderen, dafür entspricht der Geschmack dem von koffeinhaltigem Kaffee.

In Deutschland werden rund zehn Prozent des Kaffees von Koffein befreit. Entkoffeinierter Röstkaffee enthält maximal 0,1 Prozent Koffein, bei koffeinfreiem löslichem Kaffee sind es maximal 0,3 Prozent. Das gewonnene Koffein wird gereinigt und für Colagetränke und Medikamente verwendet.

(alfa)
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