Düsseldorf Wie sicher sind Kreuzfahrtschiffe?

Düsseldorf · Kreuzfahrtschiffe gelten als besonders sicheres Verkehrsmittel. Das Drama um die "Costa Concordia" zeigt jedoch, dass sie trotz der hohen Sicherheitsbestimmungen für einige Passagiere zu einer tödlichen Falle werden können. Die Bergung des havarierten Schiffes ist möglich, wäre jedoch ein kompliziertes Unterfangen, schätzen Experten.

Das vor der italienischen Insel gekenterte Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" ist eines der größten Schiffswracks der Geschichte. Auf mehr als 70 Metern wurde das Schiff bei der Kollision mit einem Felsen aufgeschlitzt. Ein großer Felsen prangt in der Seite des Schiffes. Bei der Evakuierung der rund 4200 Menschen an Bord kam es zu chaotischen Szenen.

Was ist das größte Kreuzfahrtschiff?

Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt ist seit 2010 die 800 Millionen Euro teure "Allure of the Seas" der Reederei Royal Caribbean International. Das Schiff ist 360 Meter lang und 72 Meter hoch. Auf 16 Stockwerken bietet die "Allure of the Seas" Platz für 6300 Personen. Im Vergleich dazu ist die 450 Millionen Euro teure "Costa Concordia" mit 290 Meter Länge und 3700 Passagieren um einiges kleiner. Gebaut wurde die Concordia zwischen 2004 und 2006 in der Werft Fincantieri in Triest.

Kann die "Costa Concordia" geborgen werden?

Generell ja, sagt der Bergungsexperte Andreas Wulf aus Cuxhaven. "Das Wichtigste ist jetzt, dass das Schiff nicht weiter abrutscht", erklärt Wulf. Dann könne die offene Seite wieder zugeschweißt werden. Dass die offene Seite aus dem Wasser ragt, ist bei solchen Vorfällen selten und spricht dafür, dass auch die andere Schiffsseite ein Leck hat. "Sobald das Schiff keine Lecks mehr hat, kann es mit Hilfe von Kränen und Luftkissen wieder aufgerichtet werden. Dann muss aber auch alles glatt laufen." Dass die "Costa Concordia" wieder auf Kreuzfahrt gehen wird, glaubt Wulf allerdings nicht: "Das schaut mir stark nach einem Totalschaden aus."

Welche Sicherheitsbestimmungen gelten für Kreuzfahrtschiffe?

Das "Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See" (SOLAS) dient als Basisvorschrift für die Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen. Neben baulichen Vorschriften werden in der SOLAS auch die notwendige Ausrüstung und Übungen für die Mannschaft geregelt. Kontrolliert wird die Einhaltung durch die Flaggenstaaten, im Fall der "Costa Concordia" Italien. Allerdings können die Schiffe auch in jedem Hafen durch die zuständige Behörde überprüft werden. Auf jedem Schiff müssen Rettungsboote mit 125 Prozent der Passagierkapazität vorhanden sein.

Wie wird die Crew eines Kreuzfahrtschiffes auf eine Notsituation vorbereitet?

Monatlich müssen Übungen durchgeführt werden. Da die Crew oft die Schiffe wechselt, müssen sie die spezifischen Gegebenheiten der Schiffe kennen. "Im Fall der ,Costa Concordia' spricht vieles für eine schlechte Ausbildung der Mannschaft", sagt Kreuzfahrtexperte Helge Grammerstorf. Allerdings seien Kreuzfahrtschiffe generell eines der sichersten Reiseverkehrsmittel.

Welche baulichen Vorschriften gibt es?

Seit 2009 gilt eine neue Regelung, die die bauliche Sicherheit an die Passagierzahlen koppelt. "Ein Schiff von der Größe der ,Costa Concordia' muss 90 Prozent aller denkbaren Beschädigungen ohne zu sinken überstehen", erklärt Professor Stefan Krüger vom Institut für Schiffssicherheit an der TU Hamburg. Als die "Costa Concordia" 2006 in Dienst gestellt wurde, galten diese Regeln noch nicht. Auch Krüger geht nicht davon aus, dass die "Costa Concordia" wieder ausläuft: "Kein Kunde wird mehr auf diesem Schiff eine Reise buchen wollen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort