Ungewöhnliche Sinnesleistung Wie sich Ameisen orientieren

Leinfelden (RP). "Abbiegung rechts vor Ihnen. Drehen Sie wenn möglich um. Nehmen Sie die Ausfahrt” - ohne Anweisungen aus dem Navigationssystem sind viele Autofahrer in fremden Städten aufgeschmissen. Wie schön wäre es, wenn man den GPS-Empfänger gleich im Kopf hätte, wird sich so mancher Orientierungslose in einer solchen Situation denken. Doch was für Menschen noch lange in den Bereich der Science-Fiction gehört, ist im Tierreich längst gang und gäbe: Tauben, Fische, Eulen oder Ameisen sind dank ungewöhnlicher Sinnesleistungen wahre Orientierungsexperten.

 Der Legende zufolge werden die Teufelsgärten von bösen Waldgeistern gepflegt. Die Wissenschaftler fanden nun jedoch heraus, dass es lediglich die Ameisen der Art M. schumanni sind, die die Teufelsgärten anlegen.

Der Legende zufolge werden die Teufelsgärten von bösen Waldgeistern gepflegt. Die Wissenschaftler fanden nun jedoch heraus, dass es lediglich die Ameisen der Art M. schumanni sind, die die Teufelsgärten anlegen.

Foto: AFP FILES, AFP

Für manche Tiere sind die wichtigsten Hilfsmittel beim Navigieren ihre Augen. Dazu gehören etwa Tauben. Sie nutzen nicht nur das Magnetfeld der Erde, sondern beobachten zusätzlich die Landschaft: Sie orientieren sich an auffälligen Landschaftsmerkmalen und sogar an Autobahnen und Bahnlinien, um zurück zu ihrem heimischen Schlag zu kommen.

Einen Blick für ganz besondere Wegweiser haben Wüstenameisen: Sie können mithilfe von speziellen Sehzellen am Rand ihrer Augen das so genannte Polarisationsmuster der Sonne sehen. Es entsteht, wenn die ungeordneten Photonen des Sonnenlichts die Atmosphäre durchqueren und dabei gefiltert werden, so dass nur Lichtwellen mit einer bestimmten Schwingungsrichtung schließlich die Erde erreichen.

Da sich das Muster dieser Schwingungen im Lauf des Tages verändert, hilft es den Ameisen in Verbindung mit dem Sonnenstand, die Himmelsrichtungen zu bestimmen.

Das Polarisationsmuster ist nicht die einzige Orientierungshilfe für die Ameisen. Sie verfügen außerdem noch über eine Art eingebauten Rechner, der wahrscheinlich auf der Basis der auf dem Weg verbrauchten Energie funktioniert. Mit dessen Hilfe können sie Steigungswinkel und Streckenlängen verrechnen. Zur Sicherheit merken sich die Insekten zusätzlich die prägnantesten Punkte rund um ihr Nest. Mit diesem Paket gelingt es ihnen, selbst nach sehr weiten Ausflügen den kürzesten Weg zurück zu finden - auch ohne die ansonsten von Ameisen verwendeten Duftspuren.

Mehr auf ihre Ohren als auf ihre Augen verlassen sich dagegen Schleiereulen bei ihrer nächtlichen Jagd. Die Hörorgane der Tiere sind jeweils von einem Trichter aus speziellen Federn umgeben, die den Schall in die hinter den Augen liegenden Ohröffnungen leiten. Der Trick dabei: die Federtrichter sind etwas unterschiedlich ausgerichtet, so dass Schallwellen immer zuerst das eine und dann das andere Ohr erreichen. Auf diese Weise können die Vögel sehr genau feststellen, wo sich der Verursacher eines Geräuschs befindet.

Die beste Orientierungshilfe ist jedoch das Magnetfeld der Erde. Die Tiere, die dessen Feldlinien wahrnehmen können - wie Vögel, Schildkröten, einige Insekten, Nacktmulle und Langusten - würden schier unglaubliche Leistungen vollbringen, berichtet "bild der wissenschaft”.

So finden beispielsweise Meeresschildkröten nach einer 20 Jahre andauernden Reise durch die Weltmeere ganz ohne Probleme ihren Geburtsstrand wieder - einfach, indem sie sich an der Intensität und Form der Magnetfeldlinien orientieren.

Auch Tauben benutzen eine magnetische Landkarte: Sie messen die Intensität des Feldes mithilfe von kleinen Eisenoxidmolekülen in ihrem Schnabel und können so jederzeit die Richtung festlegen, in die sie fliegen müssen.

(Rheinische Post)
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