Was die Welt bewegt Wie arbeitet die Wahlforschung?

Düsseldorf (RPO). Bei jeder Wahl sitzen wir vor dem Fernsehgerät und fragen uns: Wodurch ist es möglich, trotz geheimer Wahl noch am Wahlabend festzustellen, welche Alters- und Berufsgruppen eine bestimmte Partei gewählt haben?

Nach Auskunft des für die ARD arbeitenden Wahlforschungsinstituts Infratest dimap in Berlin wird im Vorfeld der Befragung eine repräsentative Stichprobe von Wahlbezirken aus der entsprechenden Wahlregion ausgewählt. Die gewählten Bezirke müssen die Gesamtregion in Hinblick auf die Bevölkerungsstruktur und früheres Wahlverhalten möglichst genau abbilden.

Am Wahltag bitten Infratest-Mitarbeiter vor Ort die nach einem festgelegten Verfahren ausgewählten Wähler, direkt nach Verlassen des Wahllokals einen Fragebogen zu beantworten. Dazu wird ein DIN-A-4-Blatt mit Fragen und ankreuzbaren Antwortalternativen eingesetzt mit dem Ziel, die Wahlentscheidung und einige zusätzliche Daten wie zum Beispiel Berufsgruppe, Geschlecht und Alter zu ermitteln.

Im Laufe des Tages werden die Ergebnisse von den Mitarbeitern per Handy in die firmeneigenen Telefonstudios durchgegeben, von dort an das Wahlstudio weitergeleitet.

Erstes Ergebnis der Wahltagsbefragung ist die im Fernsehen ausgestrahlte 18-Uhr-Prognose. "Im weiteren Verlauf des Wahlabends können wir auf der Basis unserer Befragung ausführlich über Wahlmotive und Wählerwanderungen berichten", so Infratest dimap. "Schon am Wahlabend liegen deshalb ziemlich exakte Angaben zum Beispiel darüber vor, wie viele Erstwähler eine bestimmte Partei gewählt haben und warum sie dies getan haben."

Nach dem gleichen Schema geht die für das ZDF arbeitende Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim vor. "Wir führen vor etwa 140 zufällig ausgewählten Wahllokalen eine Befragung durch, sobald die Wähler das Wahllokal verlassen haben", sagt Vorstandsmitglied Matthias Jung.

"Auf diesem Fragebogen kreuzen die Wähler selbst an, welche Partei sie gerade gewählt haben, wie alt sie sind, welche Konfession sie haben und welcher Berufsgruppe sie angehören. Danach werfen sie den ausgefüllten Fragebogen in eine von uns aufgestellte Papp-Urne." Basis dieser Umfrage sind bei einer Landtagswahl zwischen 10 000 und 15 000 Interviews.

Auch wenn Briefwähler nicht berücksichtigt, sondern geschätzt werden müssen, liegen die Vorteile solcher Wahltagsbefragungen auf der Hand: Die Identifizierung von Wählern und Nichtwählern ist eindeutig, da nur Personen befragt werden, die sich an der Wahl beteiligt haben.

Ermittelt wird das tatsächliche Abstimmverhalten und nicht etwa die Wahlabsicht. Nicht zuletzt werden auch die Wähler kleiner bzw. radikaler Parteien korrekt erfasst.

(RP)
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