Geschichte einer Zahl Wer hat uns eigentlich die Null gebracht?

Neuss (60pro). Es sind oft die kleinen unauffälligen, täglichen Dinge, die, wenn man sie hinterfragt, eine erstaunliche und zum Teil komplexe Geschichte haben. Die eine Selbstverständlichkeit zur spannenden Erfahrung machen. Oft gehen wir oberflächlich und in Unkenntnis mit Begriffen um, über deren wirklichen Wert und Sinn wir uns keine Gedanken machen. Redensarten, die negativ besetzt sind und doch genau das Gegenteil beinhalten.

Zum Beispiel "Nulllösung" oder "Nullbock". Hier wird die Null strapaziert, ohne zu wissen, was wir ihr zu verdanken haben. Es ist einfach und einfach phänomenal: erst durch die Ziffer Null war die Bildung des Dezimalsystems möglich und somit die Entwicklung der modernen Mathematik.

Wie und wo entstand die Null? Woher kommt sie und wer hat sie uns gebracht? Von wem und wann wurde sie eingeführt? Ist die Null eine Zahl oder eine Ziffer oder beides? Um die letzte Frage als erste zu beantworten beides. Die Ziffer Null bedeutet an jeder Stelle einer Zahl etwas anderes. Die Zahl Null ist das Ergebnis einer Zahl minus sich selbst: Also 7 minus 7 ist Null!

Wir wollen der Geschichte der Null nicht akademisch trocken, sondern unterhaltsam, informativ und allgemein verständlich nachgehen.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurde die Null sowohl von den Babyloniern im 4. Jahrhundert, dann von den Mayas zur Zeit der indianischen Hochkultur zwischen dem 3. und 9. Jahrhundert und schließlich in der Form, wie wir sie heute kennen, von den Indern entwickelt Nicht von den Arabern, wie der Begriff "arabische Zahlen" fälschlicherweise suggeriert. Die Araber übernahmen das System von den Indern. Dann kam es aus dem arabischen Raum nach Europa und wurde gegen die römischen Zahlen ausgetauscht.

Ohne diesen Schritt gäbe es kein Zahlensystem, mit dem man Dank der Null jede beliebige Größe durch die Anzahl der Nullen und deren Stellung vor oder hinter dem Komma ausdrücken kann. Ohne die Null wäre die Erfindung des Computers, dessen Schaltkreise mit zwei Symbolen auskommen, um alle Rechenvorgänge zu lösen, undenkbar. Mit der Null und ihrem Gegenpart, der Eins.

Also ein Lob den Indern, sie haben sie erfunden und Dank auch einem Kaufmann aus Pisa, der sie nach Europa brachte. Leonardo da Pisa, bekannt auch als Fibonacci und einem breiteren Publikum durch die im Roman "Der da Vinci Code" vorkommenden Fibonacci-Zahlen ins Bewusstsein getreten. Einem Phänomen, das so reizvoll ist, dass man darauf eingehen muss. Die Fibonacci-Zahlen bedeuten, dass jede Zahl die Summe ihrer zwei Vorgängerinnen ist. Zum Beispiel: 0,1,1,2,3,5,8,13,21,34,55,89,144,233,377…

Es ist geheimnisvoll und faszinierend, diese Zahlenreihe taucht immer wieder auf. Nicht nur in der Mathematik, sondern auch in Bereichen anderer Wissenschaften wie der Biologie, der Botanik, der Physik, der Astronomie bis hin zur Musik.

Zurück zu Fibonacci, der 1175 in Pisa als Sohn eines bedeutenden Kaufmanns geboren wurde. Sein Vater trieb Handel, so auch in Bougia, einer Küstenstadt Algeriens. Hier erhielt Fibonacci Unterricht in den verschiedenen Rechentechniken, vor allem in denen, die indisch-arabische Ziffern enthielten. Auf seinen für die damalige Zeit beachtlichen kaufmännischen Geschäftsreisen in die Länder Ägypten, Syrien, Griechenland, Sizilien und nach Südfrankreich hatte Fibonacci die Möglichkeit, die bestehenden unterschiedlichen Varianten des Rechnens in der Praxis zu erproben und zu vergleichen. Er kam zu der Erkenntnis, dass die indische allen anderen Methoden weit überlegen war.

Angefüllt mit Wissen kehrte er um 1200 nach Pisa zurück und brachte seine Kenntnisse in ganz wesentliche mathematische Schriften ein. Das erste Kapitel seines ersten Buches "Liber Abbaci" beginnt mit:" Dies sind die neun indischen Ziffern 9 8 7 6 5 4 3 2 1 . Hiermit und dem Zeichen 0 kann jede beliebige Zahl geschrieben werden."

Damit hatten die römischen Zahlen ausgedient. Die Geschichte der Null ist die Geschichte einer der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit.

(60pro)
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