Rätsel des Alltags "Wer erfand den Bierdeckel?"

Düsseldorf (RP). Früher hatten die Bierseidel der "besseren" Leute Deckel aus Silber oder Zinn, um das im Freien genossene Bier vor Blättern oder Insekten zu schützen. Weniger betuchte Zeitgenossen tranken ihr Bier aus Krügen ohne Deckel. Um ihr Bier zu schützen, legten viele die damals gebräuchlichen Filz-Untersetzer auf die Krüge. So entstand der Bierdeckel, der im Bayerischen bis heute "Bierfilz" heißt.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Filz der einzige Rohstoff zur Herstellung von Bierglasuntersetzern. Das dunkelrot oder grün gefärbte Gewebe war meist feucht, voller Bakterien und roch streng. Diese Bierfilze wurden vom Wirt zum Trocknen aufgehängt, um am nächsten Tag wieder verwendet zu werden — wenig hygienisch.

Als Erfinder des Bierdeckels gilt der Dresdner Robert Sputh. Am 25. Oktober 1892 erhielt er vom kaiserlichen Patentamt das Patent 68499 für sein "Verfahren der Herstellung von Holzfilzplatten oder Holzfilzdeckeln, bestehend in dem Überleiten des zu einem Brei angerührten Holzstoffes auf Siebformen in einer entsprechend hohen Schicht, Abpressen der so hergestellten Platte in einer Presse zwischen Sieb und auf die Schicht gelegtem Filz und Ablagerung jeder Platte nach dem Abpressen auf eine Horde zum Trocknen in einer Trockenstube." Kurz: Sputh goss einen Papierbrei in Formen und ließ ihn trocknen. Der Vorläufer des Bierdeckels hatte einen Durchmesser von 107 Millimetern, bis heute ist dieses Maß Standard.

Schnell setzten sich die in der Sputh-Mühle bei Sebnitz (Sachsen) hergestellten Pappscheiben durch. Ab 1906 wurden die Bierdeckel dann auch bedruckt. Heute ist ein Bierdeckel etwa 1,2 bis 1,5 Millimeter dick und wiegt zwischen fünf und zehn Gramm. 40 Prozent aller Bierdeckel stammen aus dem Murgtal am Rande des Schwarzwaldes. Casimir Otto Katz begann dort 1903 mit der Produktion in großem Stil. Heute stellt die kleine Fabrik nach eigenen Angaben sieben Millionen Pappscheiben her — täglich.

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