Tipps Wenn Herrchen stirbt: Tierwaisen den Neustart erleichtern

Bonn/München (rpo). Yorkshire-Hündin Daisy dürfte die wohl derzeit berühmteste und meist bedauerte Tierwaise nördlich der Alpen sein. Doch das Schicksal der kleinen Hündin von Rudolph Moshammer teilen jährlich Tausende Tiere. Und nur wenige haben das Glück, direkt ein neues Herrchen oder Frauchen zu finden. Viele landen direkt im Tierheim. Was kann man tun, um den Tieren den Neustart zu erleichtern?

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Jedes Herrchen oder Frauchen sollte sichfrühzeitig überlegen, wer seinen Schützling im schlimmsten Fall versorgen könnte. Der neue Betreuer kann dann das Seine dazu tun, dass das Tier den Verlust seiner Bezugsperson leichter verschmerzt.

Vor allem bei älteren Tierhaltern ist die Gefahr groß, dass sie sterben und das Tier keinen Versorger mehr hat. "Wir haben oft Anrufe von der Polizei, in einer Wohnung liege ein verstorbener Mensch, und daneben sitze ein Tier", erzählt Judith Schmalzl, Sprecherin des Deutschen Tierhilfswerks in München. Auch wenn der Halter plötzlich ins Krankenhaus muss, stellt sich oft die Frage: Wohin mit seinem Hund oder seiner Katze?

Doch auch bei jungen Menschen kann entsprechende Vorsorge nicht schaden. "Der Tod ist schließlich nicht auf das Alter beschränkt", sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt/Main. Freilich muss es dabei nicht immer derart tragisch zugehen wie im Falle Rudolph Moshammers. "Am einfachsten ist es, im Freundes- oder Familienkreis zu klären, wer bereit wäre, das Tier zu übernehmen."

"Dabei ist man freilich auf seine Menschenkenntnis angewiesen", sagt Judith Schmalzl. Halter von Katzen, die häufig im Freien umherstreunen, sollten sich auf jeden Fall nach jemandem umschauen, der das Tier ebenfalls nach draußen lassen könnte. Hat sich ein Freiwilliger gefunden, ist es ratsam, eine schriftliche Vereinbarung zu treffen. Außerdem sollte der potenzielle zukünftige Besitzer hin und wieder Kontakt mit dem Tier haben.

Wer sich die spätere Versorgung seines Haustieres "wasserdicht" verbriefen lassen möchte, kann laut Deutschem Tierschutzbund seinen oder seine Haupterben per Testament dazu verpflichten. Allerdings sollte dies nicht ohne vorherige Absprache geschehen, rät Thomas Schröder, Bundesgeschäftsführer des Verbandes in Bonn. Schließlich wird sich ein Hund kaum bei einem neuen Herrchen wohl fühlen, das gegen sein Fell allergisch ist oder generell keine Tiere mag.

"Wenn man gar niemanden findet, sollte man sich an eine große Tierschutzorganisation wenden", sagt Schmalzl. Das Tierhilfswerk organisiert beispielsweise die Vermittlung von Tieren, deren Halter gestorben oder erkrankt sind. Der Tierschutzbund sucht über seine örtlichen Vereine und deren Tierheime nach neuen Unterkünften. "Ich kann auch einen Tierschutzverein per Testament beauftragen, für mein Tier zu sorgen", sagt Schröder. Die Bereitstellung des nötigen Geldes dafür muss jedoch sicher gestellt sein.

Ist der Ernstfall eingetreten, müssen die neuen Besitzer vor allem bei Hunden und Katzen damit rechnen, dass diese ihr Herrchen vermissen. "Man muss schon davon ausgehen, dass sie eine Trauerphase haben und ihnen deshalb besonders viel Zuneigung entgegen bringen", sagt Tierärztin Astrid Behr. "Gut ist es, Dinge mitzunehmen, die das Tier gewohnt ist", rät Schröder - zum Beispiel eine Decke. "Das gibt ihm das Gefühl, sich nicht in einer völlig neuen Welt zu befinden."

Bei Katzen ist vor allem die Umgewöhnung an die neue Umgebung eine Herausforderung. Dürfen "Freigänger" dort zu früh nach draußen, kann es passieren, dass sie sich in Richtung ihres bisherigen Revieres aus dem Staub machen. "Deshalb sollten sie zumindest während der ersten ein oder zwei Wochen in der Wohnung bleiben", empfiehlt Behr. Hunde haben in dieser Hinsicht weniger Probleme. Dennoch sollten die neuen Halter sie bei den ersten Spaziergängen nicht von der Leine lassen. "Sonst laufen vielleicht auch sie weg und suchen ihr Herrchen."

Erleichtern lässt sich der Neustart auch, indem nicht schlagartig mit alten Gewohnheiten gebrochen wird - auch wenn diese dem neuen Herrchen als nicht sinnvoll oder sogar schädlich erscheinen: "Das Tier sollte nicht vom ersten Tag an neues Futter bekommen, weil man denkt, es hat vorher das falsche gefressen", rät Thomas Schröder. Bei größeren Problemen kann möglicherweise der Tierarzt helfen, der den Vierbeiner kennt. "Seine Adresse sollte sich notfalls im Impfpass finden."

(gms)
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