NASA-Ingenieur warnte kurz vor Unglück vor Katastrophe Weltraumbehörde veröffentlicht E-mail

Washington (rpo). Offenbar hatte die NASA bereits zwei Tage vor dem Absturz der Columbia deutliche Hinweise auf eine bevorstehende Katastrophe. Ein Ingenieur der Weltraumbehörde hatte ernsthafte Bedenken geäußert.

In der E-mail, die die NASA am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichte, verwies der Ingenieur auf die möglichen fatalen Folgen einer Überhitzung des Fahrwerkschachtes. Die Columbia war am 1. Februar beim Landeanflug auseinander gebrochen. Dabei kamen alle sieben Astronauten ums leben.

Wie die NASA unterdessen mitteilte, ist es jetzt gelungen, die sterblichen Überreste der gesamten Crew zu identifizieren. Die Beisetzungen würden im Laufe der nächsten Wochen im privaten Kreis stattfinden, teilte das Johnson Space Center in Houston (Texas) mit. Der israelische Astronaut Ramon Ilan war bereits am Dienstag beerdigt worden. "Das Wissen, dass wir unsere sieben Freunde heim gebracht haben, tröstet uns", sagte der für die Astronauten- Betreuung zuständige Flugdirektor Bob Cabana in Houston.

Die NASA war besorgt, dass ein Stück Isoliermaterial, das sich beim Start vom Außentank der Raumfähre gelöst hatte und unter die linke Tragfläche geprallt war, die Hitzekacheln im Bereich des Fahrwerkschachtes beschädigt haben könnte. Sie hatte den Fachmann des NASA-Forschungsinstituts in Hampton im Bundesstaat Virginia, Robert Daugherty, um eine Einschätzung der möglichen Folgen gebeten.

Daugherty skizzierte Risiken, die sich aus einer Überhitzung des Fahrwerkschachtes ergeben könnten. "Ich begebe mich hier zugegebenermaßen in den Bereich der absolut schlimmsten Szenarien und glaube nicht, dass die Sache so schlimm ausgehen kann, wie ich es jetzt beschreiben werde", schrieb er. So könnte das Fahrwerk bei Überhitzung auseinander brechen. Das könnte die Tür des Fahrwerkschachtes sprengen ("katastrophal"), ein Fahrwerk ausfahren und das andere nicht ("dann seid ihr am Ende") oder eine Bauchlandung nötig machen ("kein guter Tag"), schrieb Daugherty.

Ein Team für mechanische Analysen in der Bodenzentrale in Houston habe Daughertys Warnungen geprüft, sei aber zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Grund zur Besorgnis gebe, sagte NASA-Flugdirektor Milt Heflin. Es habe sich um eine reine "Denkübung" gehandelt. Der E-mail- Austausch sei der Shuttle-Flugkontrolle nie gezeigt worden.

Die NASA hat die Ursache des Absturzes bislang nicht gefunden. Sicher ist, dass Sensoren am linken Tragflügel Minuten vor dem Unglück überhöhte Temperaturen meldeten. Die Ermittlungen hatten sich zunächst auf das Schaumstoffteil konzentriert, das unter die Tragfläche prallte. Allerdings verwarf der Shuttle-Direktor Ron Dittemore die Theorie vergangene Woche weitgehend. Alle Analysen hätten gezeigt, dass ein Stück Schaumstoff die Hitzekacheln nicht entscheidend beschädigt haben könne. Geprüft wird die Theorie, das die Columbia von einem Stück Weltraummüll getroffen wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort