Neue Studie veröffentlicht Das Universum ist womöglich viel jünger als bislang angenommen

Washington · 13,7 Milliarden Jahre soll das Universum nach verbreiteter Auffassung etwa alt sein. Eine neue Studie datiert die Entstehung nun auf einen deutlich späteren Zeitpunkt. Doch wie aussagekräftig sind die Berechnungen?

 Tom Fliege aus Dortmund gibt in Neuss einen VHS Kurs und erklärt, wie man das Weltall fotografiert.

Tom Fliege aus Dortmund gibt in Neuss einen VHS Kurs und erklärt, wie man das Weltall fotografiert.

Foto: Planet-Fliege.de/Tom Fliege

Ist das Universum doch nicht so alt wie gedacht? Neue Berechnungen legen nahe, dass es zwei Milliarden Jahre jünger sein könnte, als Wissenschaftler bisher errechnet haben, wie aus einer Studie des Max-Planck-Instituts hervorgeht, die am Donnerstag im Magazin „Science“ veröffentlicht wurde.

Es gebe eine große Unsicherheit rund um die Bewegungen der Sterne in der Galaxie, erklärt Inh Jee vom Max-Planck-Institut, die Hauptautorin der Studie. Der große Schwenk in den Schätzungen - selbst die neuen Berechnungen könnten Milliarden Jahre daneben liegen - spiegeln unterschiedliche Ansätze für das knifflige Problem dar.

Wissenschaftler schätzen das Alter des Universums, indem sie die Bewegung der Sterne messen, um davon abzuleiten, wie schnell es expandiert. Wenn das Universum schneller expandiert, bedeutet das, dass es auch zu seiner derzeitigen Größe schneller gekommen ist und daher jünger sein muss.

Die Expansionsrate, auch Hubble-Konstante genannt, ist eine der wichtigsten Zahlen in der Kosmologie. Eine größere Hubble-Konstante berücksichtigt schnellere Bewegungen des - jüngeren - Universums. Das gemein angenommene Alter des Universums beträgt 13,7 Milliarden Jahre, basierend auf einer Hubble-Konstanten von 70.

Jees Team errechnete eine Hubble-Konstante von 82,4. Das Alter des Universums wäre demzufolge etwa 11,4 Milliarden Jahre. Jee nutzte dazu ein Konzept namens Gravitationslinseneffekt, der die Ablenkung von Licht durch Schwerkraft beschreibt, durch die weit entfernte Objekte näher erscheinen. Ein besonderer Typ dieses Effekts nutzt die sich verändernde Helligkeit entfernter Objekte, um Informationen für ihre Berechnungen zu bekommen.

Sowohl Jee als auch andere Experten haben bei der Berechnung jedoch auch Bedenken. Jee nutzte nur zwei Gravitationslinsen - alle, die verfügbar waren - was bedeutet, dass ihre Fehlermarge so groß ist, dass das Universum tatsächlich auch größer sein könnte, als kalkuliert. Der Harvard-Astronom Avi Loeb, der selbst keinen Anteil an der Studie hat, sagte, es sei ein interessanter und einzigartiger Weg, die Expansionsrate des Universums zu messen, doch die große Fehlermarge begrenze vorerst die Aussagekraft.

(anst/dpa)
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