Projekt zur Asteroidenabwehr gestartet Schutzschild gegen Bomben aus dem All

Köln · In gut 17 Jahren wird der "Gott der Zerstörung" den Erdlingen ganz nah auf die Pelle rücken: Der Asteroid Apophis, benannt nach der altägyptischen Gottheit des Chaos, schrammt im April 2029 haarscharf an der Erde vorbei. Um gerade mal 30.000 Kilometer wird der 300-Meter-Brocken unseren Planeten verfehlen - übrigens an einem Freitag, dem 13. Wäre Apophis auf Crashkurs, würde sein Einschlag ganze Regionen vernichten. Zur Abwehr solch kosmischer Geschosse hat jetzt ein internationales Projekt unter Leitung des Deutschen Raumfahrtzentrums (DLR) seine Arbeit aufgenommen.

Erdähnlicher Planet entdeckt
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Foto: AP

Unter dem Projektnamen "NEO-Shield" wollen Forscher aus Europa, den USA und Russland in den nächsten dreieinhalb Jahren untersuchen, wie der Einschlag erdnaher Objekte - von Astronomen NEOs genannt - auf der Erde verhindert werden kann.

Dazu prüfen sie unter anderem die Möglichkeit, Asteroiden durch den Einschlag einer Raumsonde von ihrer bedrohlichen Bahn abzubringen. Die EU unterstützt das Projekt mit vier Millionen Euro, weitere 1,8 Millionen Euro steuern die beteiligten Partner aus Wissenschaft und Industrie bei.

1285 Brocken "potenziell gefährlich"

Apophis ist nur einer von unzähligen Gesteinsbrocken, die als Überbleibsel der Entstehung unseres Planetensystems vor gut 4,6 Milliarden Jahren um die Sonne rasen.

Dabei kommen manche von ihnen der Erde sehr nah: Bisher wurden mehr als 8600 NEOs entdeckt, jeden Monat kommen 70 weitere hinzu. Aktuell verzeichnet die US-Weltraumbehörde NASA auf ihrer Internetseite 1285 Brocken, die als "potenziell gefährlich" eingestuft werden - davon 152 mit Durchmessern von mehr als einem Kilometer.

Zu dieser Gruppe zählen Asteroiden wie jenes Zehn-Kilometer-Geschoss, das vor 65 Millionen Jahren auf Mexikos Halbinsel Yucatán einschlug, einen tiefgreifenden Klimawandel auslöste und so höchstwahrscheinlich das Aussterben der Dinosaurier einleitete. Vor 15 Millionen Jahren donnerte ein kilometergroßer Brocken auf die Schwäbische Alb herab und hinterließ einen riesigen Krater, der heute als Nördlinger Ries bekannt ist.

Explosion über Sibirien 1908

Doch auch kleine "Bomben" aus dem All können große Schäden anrichten: Am 30. Juni 1908 explodierte ein 50-Meter-Brocken über dem sibirischen Fluss "Steinige Tunguska". Die Druckwelle fegte mit der Sprengkraft von mehreren hundert Hiroshima-Atombomben über das unbewohnte Waldgebiet hinweg. Wäre der Brocken über dicht besiedeltem Gebiet detoniert, hätte es hunderttausende Tote gegeben.

Das "NEO-Shield"-Konsortium will jetzt Abwehrstrategien gegen drohende Einschläge entwickeln. Um die Umlaufbahnen von Asteroiden zu ändern und einen Impakt auf der Erde zu verhindern, "muss man eine Kraft auf sie ausüben", sagt der DLR-Asteroidenforscher und "NEO-Shield"-Leiter Alan Harris. "Und zwar rechtzeitig."

Untersuchen werden die "NEO-Shield"-Teilnehmer nun den Einsatz einer Raumsonde, die auf dem Asteroiden einschlagen und ihn dadurch von seiner Bahn abbringen soll. Harris zufolge könnte dies "eine sehr realistische Methode" sein.

Denkbar ist aber auch, eine Sonde möglichst dicht an den Gesteinsbrocken heranzumanövrieren. Durch die Schwerkraft seines irdischen Begleiters könnte der Asteroid nach und nach - wie von einem Seil gezogen - von seiner ursprünglichen Flugbahn abgelenkt werden. "Bisher existiert diese Methode nur auf dem Papier, aber sie könnte funktionieren", meint Harris.

"Wir planen auch internationale Raumfahrt-Missionen, mit denen man in einigen Jahren die erforschten Abwehrmethoden testen könnte", kündigt der "NEO-Shield"-Leiter an. Und was, wenn im Ernstfall keine Zeit mehr bleibt für langwierige Raumflug-Missionen zum kosmischen Aggressor? "Die größte Kraft, die man dann einsetzen könnte, um den Asteroiden aus seiner Bahn zu lenken, wäre eine nukleare Explosion", beschreibt Harris die aus Hollywood-Filmen bekannte Brachial-Methode im Anti-Asteroiden-Kampf.

Auch diese Option wollen die Forscher zwar prüfen - eine konkrete Mission dafür planen sie aber nicht.

(AFP/csr)
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