Discovery-Start Schaden am Hitzeschild der "Discovery" offenbar nicht gravierend

Houston (rpo). Nach ersten Untersuchungen stellt der Schaden am Hitzeschild der US-Raumfähre der "Discovery" kein ernsthaftes Sicherheitsproblem dar. Beim Start des Shuttles am Dienstag war ein Stück aus einer Hitzeschutzkachel an der Unterseite des Shuttles abgeplatzt. Die Raumfähre Columbia war 2003 aufgrund eines ähnlichen Schadens auseinander gebrochen.

 Der Start wurde auf der ganzen Welt verfolgt.

Der Start wurde auf der ganzen Welt verfolgt.

Foto: AFP, AFP

Die Ergebnisse teilte die Raumfahrtbehörde NASA am Mittwochabend in Houston mit. NASA-Flugdirektor Paul Hill sagte, zwar seien noch nicht alle Daten der am Mittwoch von der Besatzung der "Discovery" vorgenommenen Inspektion ausgewertet worden. Auf Grundlage der bereits vorliegenden Daten seien die Ingenieure aber vorerst zu dem Schluss gelangt, dass der Schaden keine Probleme machen werde.

Nach rund 30-monatiger Zwangspause wegen der Columbia-Katastrophe hatte das Shuttle am Dienstag mit sieben Astronauten an Bord von Cape Canaveral aus zunächst einen Bilderbuchstart hingelegt.

Doch dann zeigten Startaufnahmen, wie sich beim Absprengen des Tanks ein Trümmerstück löste sowie möglicherweise ein kleines Stück einer Hitzekachel abplatzte. Schäden am Hitzeschild waren Schuld am Absturz der Columbia Anfang Februar 2003, den damals keiner der sieben Astronauten überlebte.

Ob die neuen Schäden ein Sicherheitsrisiko für die Shuttle-Crew darstellen, konnte die NASA zunächst nicht sagen. Laut dem Leiter des Shuttle-Programms, John Shannon, war das vom Hitzeschutz am Fahrwerk abgeplatzte Stück etwa 3,6 Zentimeter groß. Auch ob es sich bei dem größeren Trümmerstück um Teile der äußeren Isolierung handeln könnte, war noch nicht klar.

Sicherheitinspektion gestartet

Der erste Arbeitstag der sieben Astronauten an Bord der US-Raumfähre hat am Mittwoch mit einer langwierigen und nervenaufreibenden Sicherheitsinspektion begonnen.

Auf dem Programm stand eine siebenstündige Kontrolle der Flügel und der Nase der "Discovery" mit einem an den Roboterarm der Fähre montierten Sensor. Dies ist Teil der neuen Sicherheitsvorkehrungen, die die NASA als Konsequenz aus dem Absturz der Raumfähre "Columbia" vor zweieinhalb Jahren erließ.

Nach der Überprüfung der Fähre mit dem Sensor sollte dieser abmontiert und die Kontrolle mit der Kamera fortgesetzt werden, die auf dem Roboterarm sitzt. Mit dieser Kamera sollten die Hitzeschutzkacheln in der Nähe der Kabine und am Heck der Raumfähre überprüft werden.

Die ganze Aktion gilt als äußerst gefährlich, da weder der Sensor noch der Roboterarm die Außenhaut der "Discovery" berühren dürfen. "Wenn wir sie dabei berühren, kann ich mir einen neuen Job suchen", sagte NASA-Direktor Paul Hill.

Gedenken an Columbia-Crew im All

Kurz vor dem Einschlafen meldete sich Kommandantin Eileen Collins erstmals aus dem All zu Wort: "Während wir auf unseren wunderschönen Planeten zurückschauen und dann in den unbekannten Weltraum blicken, spüren wir, wie wichtig seine Erkundung für alle ist, die auf der Erde leben."

Dann gedachte sie ihren sieben toten Kollegen der Columbia. Collins ist die erste Frau am Steuer einer US-Raumfähre. Neben ihr waren unter anderem eine weitere Astronautin, Wendy Lawrence, sowie der Japaner Soichi Noguchi an Bord. Die Besatzung der Discovery soll bis zum 7. August im All bleiben und an der ISS einige riskante Reparaturen vornehmen.

Die Erleichterung nach dem erfolgreichen Start - neben der Landung die gefährlichste Phase der Mission - war am Dienstag deutlich zu spüren, ebenso aber auch die Nervosität nach der Entdeckung der beschädigten Hitzekachel.

Sie rief sofort die Erinnerungen an die Katastrophe vor 30 Monaten wach: Damals war beim Start der Columbia ein Stück des Isolierschaums vom Außentank abgeplatzt und hatte unbemerkt die Hitzekacheln an der linken Tragfläche des Raumgleiters beschädigt. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre hatten dann extrem heiße Gase das Aluminiumgerüst des Orbiters verglühen lassen. Beim Landeanflug brach das Shuttle auseinander, für die Crew gab es keine Rettung mehr.

Bei der Discovery-Mission wollte die NASA kein Risiko eingehen. Zweimal verschob sie in den vergangenen Monaten den Start des Shuttle wegen kleinerer Mängel. Zahlreiche technische Änderungen sollten die Sicherheit der Raumfähre erhöhen.

Hundert Überwachungskameras am Boden sowie an Bord von zwei Flugzeugen sollten beim Start dafür sorgen, dass nichts unbemerkt bleibt. Schließlich drehte Collins acht Minuten nach dem Start die Fähre leicht, damit die Crew den externen Haupttank auf abgeplatzte Teile prüfen konnte. Ähnlich soll Collins verfahren, wenn sich die Fähre am Donnerstag der ISS nähert.

Von einem erfolgreichen Neubeginn der bemannten Raumfahrt der USA hängt viel ab: neben dem Leben der sieben Astronauten und der Reputation der NASA auch die Zukunft der Internationalen Raumstation (ISS), die auf die Versorgung durch die Space Shuttles angewiesen ist. Und auch die ehrgeizigen Pläne von Präsident George W. Bush für Flüge zum Mond und Mars wären durch ein neues Unglück in Frage gestellt.

(afp)
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