Satellitenfotos und ihre Geschichten Wie Forscher einst Pinguine aus dem Weltall entdeckten

Düsseldorf · Beinahe hätte die Menschheit nie von 1,5 Millionen Pinguinen in der Antarktis erfahren. Doch dank Satellitenaufnahmen kam es anders. Das Buch „Von oben“ erzählt, welche Rolle dabei die Exkremente der Tiere spielten – und noch Dutzende weitere faszinierende Geschichten zu beeindruckenden Fotos aus dem All.

Faszinierende Erde – Ausgewählte Bilder aus „Von oben“
7 Bilder

Faszinierende Erde – Ausgewählte Bilder aus „Von oben“

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Foto: ESA

Ein Asteroidenkrater im schwäbischen Nördlingen, schwimmende Inseln auf einem indischen See und der Vulkan Erebus in der Antarktis – diese völlig unterschiedlichen Phänomene unserer Erde eint eine Eigenschaft: Sie sind vom All aus sichtbar.

Seit den 1970er-Jahren schießt die Menschheit Satelliten in den Weltraum. Diese damals revolutionäre Technologie eröffnete uns – im wahrsten Sinne des Wortes – ganz neue Blickwinkel auf das irdische Sein. Die Bilder, die etwa die „Sentinel“-Satelliten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA von unserer Erde aufnehmen, erzählen dabei nicht nur die Geschichte unseres Planeten, sondern zeugen auch vom teils zerstörerischen Einfluss des Menschen, etwa beim Kohlebergbau oder der Abholzung des Regenwalds.

Die Journalisten Jörg Römer und Christoph Seidler haben diesen Geschichten mit „Von oben“ nun ein ganzes Buch gewidmet, angelehnt an die digitale „Spiegel“-Kolumne „Das Satellitenbild der Woche“. So erfährt man beispielsweise von der bemerkenswerten Begebenheit, als US-Forscher einst eine Kolonie von 1,5 Millionen Pinguinen auf den Danger-Inseln in der Antarktis aufspürten – einzig, weil auf Satellitenbildern die Exkremente der Tiere zu sehen waren. Oder man erfährt die Hintergründe zu einer faszinierenden Aufnahme des Riffs der Great Bahama Bank, fotografiert vom Nasa-Satelliten „Landsat 7“. Darauf zu sehen: eine wellenförmige Struktur und ein 2000 Meter tiefer Abgrund.

Flankiert werden die mehr als 50 Bilder mit ihren Geschichten von einem Abriss über die Historie der Satellitentechnologie und einem Geleitwort des deutschen Astronauten Matthias Maurer, der Ende Oktober zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen wird. „Aus der Erdumlaufbahn sehen wir eindrücklich, wie verwundbar unsere Erde ist, wie fragil die sie umgebende Lufthülle – und wie sehr wir Menschen auf unseren Heimatplaneten achtgeben müssen“, schreibt Maurer. Satellitenaufnahmen würden dabei helfen, diesen Eindruck auch gewinnen zu können, ohne selbst ins All zu fliegen.

Wichtig zu bemerken: „Von oben“ ist kein Bildband, sondern eine Sammlung ganz unterschiedlicher Texte zu verschiedensten Fotos aus dem All, teils lustig, teils nachdenklich stimmend, im Format 24x17 Zentimeter. Wer also nur viele schöne, großformatige Bilder zum Durchblättern möchte, könnte enttäuscht sein.

Längst nicht jede der Aufnahmen ist zudem auf den ersten Blick ästhetisch: Gerade Falschfarbenbilder können zunächst irritierend wirken, zeigen dafür aber Details auf, für die das menschliche Auge sonst blind wäre. Faszinierend sind aber alle Fotos in „Von oben“, und sie eröffnen einen neuen Blick auf diese Welt. Nach der Lektüre dürfte daher jedem klar sein: Unsere Erde ist vieles, aber sicher nicht eintönig.

„Von oben“ von Jörg Römer und Christoph Seidler (Hrsg.), 288 Seiten (Hardcover), erschienen 2021 bei DVA.

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