Trümmerteile über Deutschland möglich Satellit stürzt mit feurigem Spektakel zur Erde

Köln (RPO). Mehr als 20 Jahre hat der Röntgensatellit Rosat brav die Erde umkreist, jetzt kehrt er mit feurigem Spektakel zurück: Mit 28.000 Kilometern pro Stunde wird die 2,5-Tonnen-Sonde voraussichtlich zwischen Freitag und Montag unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintauchen. Dort wird der Satellit abgebremst und dabei verglühen - aber nur zum Teil.

Earthviews - Bilder der Erde aus dem Weltall
82 Bilder

Earthviews - die Erde aus dem All

82 Bilder

Etwa 30 Trümmer mit 1,7 Tonnen Gesamtmasse dürften laut Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf die Erdoberfläche stürzen. Dabei liegt auch Deutschland im möglichen Einschlagskorridor: Da die Bahn von Rosat über die Bundesrepublik führt, könnten auch hierzulande Trümmer mit Tempo 450 vom Himmel herabdonnern.

Allerdings müssen sich die Deutschen keine übermäßige Sorge machen, dass Satellitenteile ihnen in den nächsten Tagen den Vorgarten umpflügen oder noch Schlimmeres anrichten könnten. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Rosat beim Wiedereintritt deutsches Territorium trifft, liegt etwa in einer Größenordnung von eins zu 580", heißt es beim DLR in Köln. "Die Gefahr, dass jemand in Deutschland zu Schaden kommt, liegt etwa bei eins zu 700.000."

Plus oder minus fünf Stunden

Statistisch am wahrscheinlichsten ist, dass die Satellitentrümmer irgendwo auf der Welt über unbewohntem Gebiet niedergehen oder aber ins Meer stürzen. Allerdings lassen sich der exakte Zeitpunkt und der Ort des Wiedereintritts von Rosat in die Atmosphäre nicht vorhersagen.

Deshalb gilt für das berechnete Zeitfenster vom 21. bis zum 24. Oktober derzeit auch noch ein Spielraum von plus oder minus zwei Tagen. Je näher freilich der Aufschlagstermin rückt, desto besser kann auch das Zeitfenster berechnet werden. Aber selbst einen Tag vor dem Eintritt des ausgedienten Forschungssatelliten in die Atmosphäre beträgt die Unsicherheit laut DLR immer noch plus oder minus fünf Stunden.

Keine Steuerung möglich

Klar ist: Da die Flugbahn von Rosat zwischen dem 53. nördlichen und südlichen Breitengrad verläuft, könnten von einem Absturz auch Teile in der Mitte und im Süden Deutschlands betroffen sein. Dagegen liegen das nördliche Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und der größte Teil Mecklenburg-Vorpommerns nördlich der Bahn, auf der Rosat die Erde derzeit noch in 90 Minuten einmal umkreist.

Gesteuert werden kann Rosat nicht, weil er kein Triebwerk an Bord hat. Den Satelliten einzufangen und kontrolliert zum Absturz zu bringen, war ebenfalls nicht möglich - die entsprechenden Technologien befinden sich noch in der Entwicklung.

So lassen sich Wiedereintritte von Satelliten in die Atmosphäre auch heute nicht vermeiden, heißt es beim DLR. Praktisch wöchentlich taucht Weltraumschrott in die Atmosphäre ein, wo er zum Teil verglüht - in den vergangenen Jahren betrug die Gesamtmasse dieser Trümmer zwischen 60 und 80 Tonnen pro Jahr.

Ausgesprochen erfolgreiche Mission

Rosat war im Juni 1990 von Cape Caneveral (US-Bundesstaat Florida) gestartet worden. Anschließend schwenkte er in eine elliptische Umlaufbahn in 585 bis 565 Kilometern Entfernung von der Erdoberfläche ein. Dort blieb Rosat bis zum Ende seiner Mission im Februar 1999.

Seit seiner damaligen Abschaltung verliert der Röntgensatellit aber durch die Reibung an der Erdatmosphäre kontinuierlich an Höhe - anfang September 2011 hatte sich sein Abstand zur Erde bereits auf rund 290 Kilometer halbiert.

Die amerikanisch-deutsch-britische Rosat-Mission gilt unter Wissenschaftlern im übrigen als ausgesprochen erfolgreich. Bei seinem knapp neunjährigen Einsatz im Erdorbit beobachtete der Röntgensatellit unter anderem Kometen sowie sogenannte Röntgendoppelsterne, Neutronensterne und Schwarze Löcher.

Auch Supernovae, also explodierende Sterne, sowie Galaxien und Galaxienhaufen nahm Rosat mit seinem Röntgenteleskop ins Visier. Insgesamt registrierte der Forschungssatellit etwa 80.000 kosmische Röntgenquellen. An den entsprechenden Messungen waren mehr als 4000 Wissenschaftler aus 24 Ländern beteiligt.

(AFP/csr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort