Bau der neuen Trägerrakete Rus-M wird eingestellt Russland spart am Raumfahrtprogramm

Berlin/Moskau (RPO). Russland nimmt wie jüngst die USA aus Kostengründen überraschend erhebliche Korrekturen an seinem Raumfahrtprogramm vor. Kernpunkt ist der Verzicht auf den Bau der neuen Trägerrakete Rus-M. Sie sollte die Sojus-Träger ablösen, die bereits seit Mitte der 1960er Jahre Dienst tun.

Das Ende der Space Shuttles
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Die Regierung habe die Einstellung des 2009 aufgelegten Rus-M-Programms bereits abgesegnet, teilte der Chef der nationalen Raumfahrtagentur Roskosmos, Wladimir Popowkin, am Freitag auf einer Sitzung der Staatsduma in Moskau mit. "Wir meinen, dass wir die neue Rakete nicht brauchen und vorerst weiter auch mit den alten fliegen können", fügte er unter Hinweis auf die derzeit anstehenden Aufgaben hinzu. Da tun sich Parallelen zur Streichung des "Constellation"-Programms der Amerikaner als Nachfolger der Space Shuttles auf.

Statt Rus-M starten die alten Sojus-Raketen von Wostotschny

Die erste Startrampe auf dem neuen Kosmodrom Wostotschny, das im Amur-Gebiet entsteht, wird deshalb jetzt für die modernisierte Sojus-2-Rakete gebaut. Eigentlich sollte hier 2015 die Rus-M erstmals mit dem gleichnamigen neuen Raumschiff unbemannt und 2018 bemannt starten. Doch dafür habe das Geld nicht gereicht, obwohl über 37 Prozent des Raumfahrtbudgets bis 2015 für den neuen Träger bestimmt waren, sagte Popowkin vor den Parlamentariern. Nach Fertigstellung des Kosmodroms werde dann entschieden, ob die Arbeit an Rus-M wieder aufgenommen wird. Die nach dem Baukastenprinzip konzipierte Rakete sollte bis zu 54 Tonnen auf eine erdnahe Umlaufbahn hieven können.

Der Roskosmos-Chef kündigte die Bildung eines "kosmischen Innovationsfonds" an, um die Mittel für die Entwicklung neuer Raumfahrttechnologien zu bündeln. Als Prioritäten für die nächste Zeit nannte er den Bau von Nachrichten- und Erdfernerkundungssatelliten. So soll bis 2015 die Zahl der Satelliten für die Erdfernerkundung von derzeit 5 auf 20, für das Glonass-Weltraumnavigationssystem von 24 auf 30 sowie für die Kommunikation von 26 auf 48 steigen.

Branche nur zu einem Drittel ausgelastet

Die Produktionskapazitäten dafür sind durchaus vorhanden. Die Branche sei nur zu einem Drittel ausgelastet, sagte Popowkin. Er räumte zugleich ein, dass der Technikpark modernisierungsbedürftig und 45 Prozent der Belegschaften über 60 Jahre alt sind. Auf der Suche nach neuen Kunden orientiere sich Russland jetzt von Europa auf die Staaten Südostasiens, Afrikas und Lateinamerikas um.

Um Pannen wie im August mit dem Absturz der Sojus-Rakete künftig zu vermeiden, sei bei Roskosmos ein System der Qualitätskontrolle eingeführt worden, teilte der Generaldirektor mit. Nach einem unbemannten Sojus-Start am 30. Oktober, der beweisen solle, dass man aus den "Katastrophen" die richtigen Schlussfolgerungen gezogen habe, werde der normale ISS-Betrieb mit den nächsten bemannten Missionen am 14. November und 21. Dezember wieder aufgenommen.

(DAPD/felt)
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