Eroberung des Weltraums Russen wollen mit Atom-Antrieb zum Mars

(RP). Die Amerikaner wollen zurück zum Mond, die Russen nehmen den Mars ins Visier. Ihr neuestes Projekt: Der Bau eines atomgetriebenen Raumschiffs, das bemannte Flüge tief ins All, zum Mars und anderen Planeten möglich machen soll. Die technische Seite stellte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Anatoli Perminow, nun vor. Konkrete Ziele nannte er anfangs zwar noch nicht, schob sie aber später auf der Webseite seiner Behörde nach.

Sensationelle Aufnahmen vom Grand Canyon des Mars
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Bereits 2012 könnte das erste Design des neuen Raumschiffs fertig sein, erklärte Perminow. Dann werde es weitere neun Jahre dauern und 17 Milliarden Rubel (400 Millionen Euro) brauchen, das Gefährt zu bauen. Das Vorhaben hat die Unterstützung von Präsident Dmitri Medwedew, der die Regierung aufforderte, dessen Finanzierung sicherzustellen.

Perminow sagte zu den Zielen in seiner Erklärung: "Das Projekt soll großangelegte Erkundungsprogramme im All umsetzen, darunter eine bemannte Mission zum Mars, interplanetare Reisen sowie Aufbau und Betrieb von Außenstellen auf Planeten." Perminows Konkretisierungen kamen einen Tag nach dem erfolgreichen Test einer Nasa-Mondrakete, die den USA eine bemannte Rückkehr zum Mond ermöglichen soll.

Neues Weltraumrennen?

Das sieht auf der einen Seite fast nach einem neuen Wettlauf im All aus. Auf der anderen Seite aber haben beide Seiten in den vergangenen Jahren wenig für die Entwicklung von Raumschiffen getan. So wird im kommenden Jahr das US-Shuttle-Programm eingestellt, ohne dass eine neue Baureihe für Flüge etwa zur Internationalen Weltraumstation (ISS) zur Verfügung steht. Die Nasa ist dann für die Beförderung von Astronauten ganz auf die russischen Sojus-Raketen und -Kapseln angewiesen. Einer seit 40 Jahren bewährten, aber auch kaum veränderten und damit veralteten Technologie.

Russische Experten sehen nun in einem atomgetriebenen Raumschiff die richtige Wahl für bemannte Flüge tief ins All — und erhalten dafür Unterstützung aus den USA. Ein leitender Nasa-Ingenieur für die Entwicklung von Atom-Antrieben für Raumschiffe, Stanley Borowski, sagte, die Nukleartechnologie biete für Flüge zum Mars viele Vorteile. So hätten atomgetriebene Raketen die doppelte Reichweite konventioneller Antriebe.

In Russland forscht man seit den 60er Jahren an Atomantrieben für Weltraummissionen. Doch selbst die Militärsatelliten der ehemaligen Sowjetunion hatten nie echte Reaktoren an Bord, sondern nur Zerfallsbatterien: Sie erzeugten Energie passiv über den natürlichen Zerfall radioaktiver Elemente, aber nicht über die aktive Spaltung von Atomen wie in einem Reaktor. Zudem produzierten sie nur wenige Kilowatt Strom und hatten eine Lebensdauer von gut einem Jahr.

Das neue russische Vorzeigeprojekt im All sieht dagegen einen Atomreaktor mit einer Leistung im Megawattbereich vor. Bisher hielt man von den Nuklear-Antrieben auch aus einem weiteren Grund Abstand: Die Gefahr schien zu groß, dass bei einer Explosion in der Erd-Atmosphäre Landstriche großflächig radioaktiv verseucht werden.

(RP)
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