Nasa verzichtet auf Mondbasis Raumfahrtprogramm wird gekürzt

Berlin/Washington (RPO). Die USA sind offenbar dabei, ihr ambitioniertes Raumfahrtprogramm "Constellation" (Sternbild) rigoros zurückzuschrauben. Nicht anders ist die Ankündigung führender Vertreter der Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa zu deuten, auf den geplanten Bau einer ständigen Mondbasis zu verzichten und sich beim neuen Raumschiff "Orion" vorerst auf Flüge zur Internationalen Raumstation ISS zu beschränken.

2008: Raumstation ISS feiert zehnten Geburtstag
15 Bilder

2008: Raumstation ISS feiert zehnten Geburtstag

15 Bilder

Eigentlich wollten die Amerikaner bereits 2020 wieder auf dem Erdtrabanten landen und dort eine Mondbasis errichten. Eigens dazu sollte eine viersitzige "Orion"-Kapsel als Nachfolger der Shuttles gebaut werden, die nach knapp 30-jährigem Dienst Mitte 2010 eingemottet werden. Parallel dazu war eine sechssitzige Variante geplant, die spätestens 2015 erstmals zur ISS fliegen sollte.

Der amtierende Nasa-Chef Chris Scolese sagte jetzt dem Fachblatt "New Scientist", der Bau einer Mondbasis sei zu teuer. Damit würden andere Teile des "Constellation"-Programms gefährdet, zu dem auch die neuen Trägerraketen "Ares 1" und "Ares 5" sowie die Mondfähre "Altair" gehören. Scolese betonte zugleich, wichtiger sei für ihn ein bemannter Flug zum Mars und die Landung auf einem erdnahen Asteroiden.

Zuvor hatte bereits das Budget Office des US-Kongresses darauf hingewiesen, dass die Nasa zu ihrem 19,1-Milliarden-Dollar-Haushalt noch zusätzliche Milliarden brauche, um das Shuttle-Programm zu beenden und gleichzeitig die "Constellation"-Pläne pünktlich zu verwirklichen, die noch aus der Bush-Ära stammen.

Mit der derzeitigen Finanzierung würden sich die Fertigstellung von "Orion" und "Ares 1" auf 2016, die Rückkehr zum Mond auf 2023 und 15 der 79 Wissenschaftsmissionen auf die Zeit nach 2025 verzögern, hieß es in einem Report. Bei einer Erhöhung des Nasa-Budgets auf 21,1 Milliarden Dollar blieben hingegen die Pläne mit einigen Abstrichen beim Wissenschaftsprogramm im Zeitrahmen.

Orion wird nur Viersitzer

Mitte der Woche hatte "Orion"-Programmchef Jeff Hanley angekündigt, vorerst werde nur eine viersitzige Variante des Raumschiffes für Flüge zur ISS gebaut. Damit solle sichergestellt werden, dass der Shuttle-Nachfolger wie geplant im März 2015 zur Verfügung steht, berichtete der Onlinedienst SPACE.com. Mit dieser Entscheidung werde allerdings das sechssitzige Schiff nicht aufgegeben. "Wir werden es eines Tages brauchen", sagte Hanley, allerdings "nicht so früh".

Die erste Raumfähre war 1981 gestartet. Derzeit besteht die Flotte noch aus den Shuttles "Atlantis", "Endeavour" und "Discovery". Die "Challenger" und die "Columbia" waren 1986 beziehungsweise 2003 verunglückt. Dabei kamen 14 Astronauten ums Leben.

Bis zur Indienststellung von "Orion" sind die USA voll auf die russischen "Sojus"-Raumschiffe angewiesen. Russland reserviert für die Nasa deshalb für die Flüge zur ISS jeweils einen Platz in seinen dreisitzigen Kapseln. Daneben arbeitet das Land selbst an einem neuen Raumschiff, das die Arbeitsbezeichnung "Rus" trägt. Es soll sechs Plätze haben und ebenfalls 2015 zur Verfügung stehen.

Das Nasa-Astronautenkorps, das in diesen Tagen um ein rund Dutzend neue Anwärter auf rund 100 Frauen und Männer aufgestockt wird, steht indes vor völlig neuen Aufgaben. Statt des Shuttle-Trainings, das bisher die Hälfte der zweijährigen Ausbildung in Anspruch genommen hat, befassen sich die Neulinge jetzt vor allem mit dem Studium der ISS- und "Sojus"-Systeme. Dazu reisen sie auch verstärkt in das Kosmonautenausbildungszentrum "Juri Gagarin" oder "Star City", wie die Amerikaner es nennen, vor den Toren Moskaus. Hier lernen sie aber nicht nur die Technik "Made in Russia" kennen, sondern müssen auch intensiv Russisch büffeln.

(DDP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort