Spektakuläre Weltraummission Labor "Philae" landet, findet aber kaum Halt

Darmstadt · Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist die Landung auf einem Kometen gelungen. Die Europäische Weltraumorganisation Esa setzte ein Mini-Labor am Mittwoch scheinbar sicher ab. Möglicherweise ist "Philae" aber auch zweimal gelandet.

So lustig sprechen "Philae" und "Rosetta" über Twitter
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Foto: ESA/Rosetta/MPS

Von der Sonde "Rosetta" aus war das Labor auf den Himmelskörper "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" abgelassen worden. Das Interesse an der Landung des Labors war so groß, dass der Live-Stream aus dem Krontrollzentrum der ESA immer wieder ausfiel. Mit Verzögerung und nur bruchstückhaft konnte man den Jubel der Ingenieure und Wissenschaftler wahrnehmen.

Gelandet! Meine neue Adresse: 67P! #CometLanding

Landung als Social-Media-Spektakel

Über Twitter hatten die Verantwortlichen der ESA das Labor mit der Sonder kommunizieren lassen. Das Labor schickte nach dem Abdockmanöver am frühen Nachmittag Mitteleuropäischer Zeit ein Bild der Sonde. Die Sonde "Rosetta" hatte mit einem eigenen Bild geantwortet und viel Glück bei der Landung gewünscht.

.@philae2014's first postcard just after separation — it's of me! #CometLanding Credit: ESA/Rosetta/Philae/CIVA pic.twitter.com/OXJwGunL3V

Es war lange Zeit nicht sicher, ob das Labor richtig landen würde. Ein Landesystem mit Schubdüsen war ausgefallen, sodass nur noch eine Harpune und Eishaken an den Ständern des Labors zur Verfügung standen. Die Harpunen haben jedoch noch Angaben der ESA nicht gezündet.

Womöglich habe "Philae" nach der ersten Berührung nochmals von der Kometenoberfläche abgehoben. "Vielleicht sind wir heute nicht einmal gelandet, sondern zweimal", sagte Lande-Manager Stephan Ulamec in Darmstadt. Es sei aber derzeit noch "schwierig zu verstehen, was während und nach der Landung geschehen ist". Die Wissenschaftler arbeiteten an einer Lösung, das Labor trotzdem auf der Oberfläche zu stabilisieren. Bis zum späten Abend war jedoch nicht klar, wie stabil das Labor auf dem Kometen 67P tatsächlich steht.

Die ESA hatte zwischenzeitlich von einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent gesprochen, dass die Landung nicht zustande kommen würde. "Wir bestätigen definitiv, dass das Landefahrzeug auf der Oberfläche ist", sagte der Flugdirektor der europäischen Weltraumbehörde ESA, Andrea Accomazzo jedoch nach den ersten Gerüchten über die Landung. Es bestand stets die Gefahr, dass das mobile Labor auf den Kometen aufschlägt und wie ein Ball wieder abprallen würde. Das Labor wurde zuvor von der Raumsonde abgekoppelt und fiel dann quasi auf den Kometen. Eine Steuerung während des Landevorgangs fand nicht statt.

Der Grund für die Mission

Für viele Forscher gelten Kometen als Zeitkapseln. Sie sind Botschafter aus der Entstehungszeit des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren und bestehen aus Eis, gefrorenem Gas und Staub. Die genaue Zusammensetzung könnte ein neues Licht auf die Geschehnisse in der Frühzeit von Sonne, Erde und anderen Planeten werfen. Außerdem glauben manche Forscher, dass ein Teil des Wassers auf der Erde von Kometen-Einschlägen stammt - und wahrscheinlich auch viele organische Moleküle, die eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des Lebens gespielt haben.

Jubel auch in NRW

Nicht nur in den Kontrollzentren in Darmstadt (ESA), Köln (DLR) und Toulouse (französische Raumfahrtagentur CNES) wurde nach der Landung gejubelt. Auch in Bochum an der Ruhr-Universität dürfte gefeiert werden.

Die Wissenschaftler der Forschungsgruppe um Peter Edenhofer war an der Mission beteiligt und will Daten von der Vermessung des Kometenkerns auswerten. Die Forscher hatten die Landung des Forschungslabors vor einigen Monaten auf dem Dach eines Universitätsgebäudes geprobt. Der Versuchsaufbau wirkt im Nachhinein durchaus gewöhnungsbedürftig.

Das Lander-Labormodell ist übrigens auf dem Dach unseres IC-Gebäudes getestet worden. ^sk #CometLanding pic.twitter.com/dumL2AZKq3

(ac)
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