Geräte dienen als Billig-Satelliten Nasa schießt Smartphones ins All

Düsseldorf · Mit dem Start der privaten Trägerrakete Antares hat die Nasa drei Billig-Satelliten ins All befördert. Diese sind etwas größer als eine Kaffeetasse und haben als Steuereinheit jeweils ein handelsübliches Smartphone an Bord. Damit dürften die PhoneSat getauften Satelliten die günstigsten sein, die jemals ins All geschossen wurden.

Januar 2010: Das neue Google-Smartphone "Nexus One"
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Als Gehirn steckt in den Metallwürfeln jeweils ein HTC Nexus One, ein Smartphone, dass bereits Anfang 2010 vorgestellt wurde. Die Geräte arbeiten mit Googles Betriebssystem Android. Von ihren Brüdern auf der Erde unterscheidet sie lediglich ein größerer, externer Lithium-Ionen-Akku sowie eine verstärkte Sendeeinheit.

Die Kosten für die drei Satelliten liegen nach Nasa-Angaben zwischen 3500 und 7000 Dollar (2700 und 5400 Euro). Mit den Prototypen will die US-Raumfahrtbehörde zeigen, dass aus normalen Smartphones bereits mit wenigen Modifikationen funktionstüchtige - und vor allem kostengünstige - Satelliten gebaut werden können.

Jedes der Geräte sitzt in einem Metallwürfel mit zehn Zentimetern Kantenlänge, die Smartphone-Sensoren dienen der Lagebestimmung im All und mit der Fünf-Megapixel-Kamera sollen Aufnahmen von der Erde gemacht werden. Jeder der Mini-Satelliten bringt gerade einmal 1,2 Kilogramm auf die Waage.

Inzwischen wurden über 200 Datenpakete der drei PhoneSats von zahlreichen Stationen auf der Erde empfangen. Die Daten zeigen, dass die Satelliten normal arbeiten. Sie sollen für rund zwei Wochen im All bleiben. Die Nasa hat interessierte Amateurfunker aufgerufen, das Projekt zu unterstützen. Sie sollen die empfangenen Daten der Projektleitung zur Verfügung stellen. Dort werden diese ausgewertet und dann wieder öffentlich zugänglich gemacht. So soll aus den einzelnen Bildern etwa ein großes Erdfoto zusammengepuzzelt werden.

Michael Gazarik, bei der Nasa zuständig für Raumfahrttechnik, ist begeistert: "Es ist immer großartig, wenn es eine solche Technik-Mission tatsächlich ins All schafft." Und er sieht mit dem erfolgreichen Flug der Prototypen eine große Zukunft für diese Billig-Satelliten: "Smartphones bieten eine Fülle von potenziellen Möglichkeiten für kostengünstige, leistungsstarke Satelliten für atmosphärische Beobachtungen, Geowissenschaften oder Kommunikation."

Neben einer kommerziellen und akademischen Nutzung könne er sich sogar vorstellen, so Gazarik, dass ganz normale Bürger Gebrauch von der kostengünstigen Technologie machen und ihre eigenen Satelliten ins All schießen.

Anrufen kann man die PhoneSats leider nicht, die Telefon- und SMS-Funktionen wurden abgeschaltet.

(csr)
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