50 Jahre Mondlandung Das Rennen zum Mond

Düsseldorf · Am 20. Juli 1969 landeten mit Apollo 11 die ersten Menschen auf dem Mond. Der Kalte Krieg zwischen der Sowjetunion und den USA nahm eine neue Dimension an. John F. Kennedys Vision wäre aber fast an Widerständen in den USA gescheitert. Das Apollo-Programm forderte drei Menschenleben.

Der erste Mensch auf dem Mond
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Amerika war gedemütigt. Nicht das Land der Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten griff nach den Sternen — sondern die Sowjetunion: Am 4. Oktober 1957 schossen sie mit Sputnik den ersten Satelliten ins All. Zwei Jahre später schickten sie die ersten Sonden zum Mond und fotografierten die bis dahin unbekannte Rückseite. Und im April 1961 war mit Juri Gagarin ein Russe der erste Mensch im Weltraum. Das Licht der Sterne schien plötzlich in Rot zu schimmern. Auf der Erde sah es für die USA nicht viel besser aus: Den Kampf gegen die Kommunisten aus Nordkorea wurde 1953 nicht gewonnen, während die Invasion der Schweinebucht am 17. April 1961 gegen das "rote" Kuba in einem Fiasko endete. Schleichend wich das Selbstbewusstsein der Nation einem Gefühl von Unterlegenheit — gegen das der US-Präsident John F. Kennedy am 25. Mai 1961 eine Vision setzte: „Ich glaube, dass sich die Vereinigten Staaten das Ziel setzen sollten, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen zum Mond und sicher wieder zur Erde zurückzubringen."

Die Überraschung war groß genauso wie der Unglaube — nicht nur bei den Sowjets, sondern vor allem im eigenen Land. Schließlich war die US-Weltraumbehörde NASA damals erst zweieinhalb Jahre alt und hatte es gerade mal geschafft, mit Alan Shepard einen Menschen für 15 Minuten in einen niedrigen Orbit zu schießen. Und doch war auf einmal der Mond das Ziel: unter dem Namen des griechischen Gottes und zielsicheren Bogenschützen "Apollo".

Kennedys Faszination für die Sterne hielt sich dabei indes in Grenzen. In einem 2001 veröffentlichen Gesprächsprotokoll sagte der Präsident: „Ich bin nicht so sehr am Weltraum interessiert." Vielmehr ging es ihm darum, ein Symbol zu setzen — für die Überlegenheit des US-Erfindungsgeistes geboren aus Freiheit und Demokratie. Gleichzeitig war der wahnwitzige Plan auch politisches Kalkül: Der Weltraum sollte eine Brücke zwischen den widerstreitenden Blöcken in Ost und West bauen. Zweimal bot er der Sowjetunion unter Nikolai Chruschtschow an, gemeinsam den Mond für die gesamte Menschheit zu erobern.

Chruschtschow lehnte stets ab. Zum einen, weil er darin einen Versuch sah, an die technologischen Errungenschaften der Sowjets heranzukommen. Zum anderen war der Weltraum für ihn die perfekte Bühne für kurzfristige Prestige- und Propaganda-Projekte. Eine langfristige Strategie stand nicht dahinter. Erst recht keine Mondlandung. Dafür standen weder das Geld noch die Ressourcen zur Verfügung. Erst viel zu spät reagierte man darum 1964 mit einem eigenen Mondprogramm, das indes nicht sehr weit kam.

Doch auch in den USA drohte das Projekt zu scheitern: Bald wurde vorgerechnet, dass sich mit dem Geld für Apollo zehn Jahre lang das Gehalt jedes Lehrers um zehn Prozent erhöhen ließe. Kennedys Vorgänger Dwight D. Eisenhower hielt den Präsidenten angesichts der Kosten wörtlich für "nuts" (bescheuert). Und die Republikaner beschuldigten Kennedy, um "einiger Schlagzeilen willen" Reichtum, Talent und Ehre der Nation zu verpfänden.

Dazu kamen Befürchtungen des Chefs der jungen NASA, James Webb: Er sah die Gefahr, dass sich andere Projekte dem Apollo-Programm unterordnen müssten. Unter anderem, weil der enge Zeitplan sonst kaum zu erfüllen war. Der Mond schien weiter entfernt denn je zuvor. Erst recht nach der Ermordung Kennedys am 22. November 1963.

Sein Nachfolger Lyndon B. Johnson hielt an den Plänen fest, an denen er schon als Vize-Präsident maßgeblich beteiligt war. Bereits vorher wurde das Programm radikal gestrafft und die Zahl der Testflüge drastisch reduziert. So wollte man die ausufernden Kosten wieder eindämmen: Dennoch flossen bis 1969 knapp 16 Milliarden Dollar in Apollo 11 — nach heutigen Maßstäben rund 164 Milliarden Dollar.

Doch die Eile, mit der das Programm voran getrieben wurde, forderte ihren Tribut. Edward White, Virgil Grissom und Roger Chaffee starben am 27. Januar 1967, als bei einem Test der „Apollo 1" am Boden Feuer ausbrach. Die Astronauten verbrannten. Anschließend musste die Raumkapsel kurzfristig umgestaltet werden.

In dieser Zeit hielt ein Mann fest den Kurs zum Mond: der Ingenieur Wernher von Braun. Jahre zuvor hatte er seine Vision der Weltraumfahrt im Fernsehen präsentiert. In den Staaten haftete ihm da längst nicht mehr der Makel an, für die Nazis gearbeitet zu haben. Schließlich hatte er das Raketenarsenal der USA aufgebaut. Durch sein charismatisches Auftreten, seinen Willen und sein Organisationstalent machte er die Saturn V möglich: Mit dieser Rakete sollte der große Sprung der Menschheit gelingen.

(RP)
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