China startet Testmodul für eigene Weltraumstation Mit dem "Himmelspalast" das Weltall erobern

Peking (RPO). China hat am Donnerstag sein erstes Testmodul für eine eigene Weltraumstation ins All geschickt. Fernsehbilder zeigten, wie eine Rakete mit dem Modul "Tiangong-1" ("Himmelspalast-1") kurz nach 15.15 Uhr MESZ vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi abhob und in den Himmel stieg.

 China startet sein Raumstation-Programm Tiangong

China startet sein Raumstation-Programm Tiangong

Foto: Imaginechina, dpa

Das 8,5 Tonnen schwere Modul ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer chinesischen Raumstation. Nach den Plänen Pekings soll sie die internationale Raumstation ISS ablösen, wenn deren Betrieb möglicherweise im Jahr 2020 eingestellt wird. Mit ihrem Raumfahrtprogramm will die Volksrepublik zeigen, dass sie auch technisch zum Kreis der Supermächte gehört.

Wenn das Experiment klappt, könnte China schon in wenigen Jahren die einzige Nation sein, die eine Weltraumstation unterhält, wenn die internationale Raumstation ISS 2020 aus dem Verkehr gezogen wird.

Mit ihrem "Himmelspalast" haben die Chinesen einiges vor. Zahlreiche Tests sind vorgesehen, um den Bau einer eigenen Weltraumstation voranzutreiben. Die kommunistische Führung hat das Ziel vorgegeben, bis 2020 eine eigene Station zu entwickeln.

Noch vor Ende des Jahres soll das unbemannte Raumschiff "Shenzhou VIII", das "Magische Schiff", in einem ferngesteuerten Manöver am "Himmelspalast" andocken. Darin liegt eine große Herausforderung für die noch junge chinesische Raumfahrt. Denn das Manöver erfordert eine ausgefeilte Technologie, da Raumschiff und -station in einer Geschwindigkeit von rund 28.000 Stundenkilometern um die Erde rotieren. Dabei müssen sie sich langsam aneinander annähern, ohne sich gegenseitig zu beschädigen.

"Wenn die Chinesen zeigen können, dass sie ein gut funktionierendes Andocksystem haben, dann gibt ihnen das die Möglichkeit, eines Tages auch an der ISS festzumachen", sagte Isabelle Sourbès-Verger vom französischen Forschungszentrum CNRS. Sie glaube jedoch nicht, dass das in den kommenden fünf Jahren der Fall sein werde, sagte die Weltraumexpertin. Morris Jones, australischer Weltraumspezialist, geht auch nicht davon aus, dass die Chinesen eines Tages an der ISS anklopfen könnten - aus politischen Gründen. "Die USA lehnen das entschieden ab", sagte er.

Chinas Führung hat den Weg zu einer eigenen Raumstation genau geplant. Wenn die ersten Tests klappen, sollen kommendes Jahr zwei weitere Raumschiffe zum "Himmelspalast" aufbrechen. Dann soll auch jeweils mindestens ein "Taikonaut" an Bord sein. Nach zwei Jahren soll "Himmelspalast-1" wieder zurück zur Erde geholt werden - doch "Himmelspalast-2 und -3" sind schon geplant.

Nach dem Ende der ISS würde sich China mit einem bemannten Posten im Weltraum klar vor allen anderen Nationen in Stellung bringen. Dabei ist das Interesse der Volksrepublik an der Raumfahrt noch relativ jung: Erst 1990 begann sie ein eigenes Programm zur bemannten Raumfahrt, nachdem sie von Russland die Technologie des Sojus-Rakete gekauft hatte. Der erste "Taikonaut" flog 2003 ins Weltall. Damals wurde China nach der Sowjetunion und den USA zum dritten Land, das Menschen mit eigenen Raumschiffen ins All befördern kann, seitdem hat es zu einer rasanten Aufholjagd angesetzt.

Auch auf regionaler Ebene befinden sich die Chinesen im Wettlauf: Japan und vor allem Indien streben ebenso ins All, wenn auch mit kleineren Schritten. Indien hat seinen ersten bemannten Raumflug für 2016 geplant.

Für China ist das Raumfahrtprogramm eine Frage des Nationalstolzes. Die kommunistische Führung will damit den Beweis erbringen, dass das Land auch technisch in den Kreis der Supermächte aufgestiegen ist. Eine chinesische Marssonde soll noch diesen Herbst gestartet werden. Ob China einen bemannten Mondflug plant, bleibt ungewiss. Ein Raumfahrt-Weißbuch, das diesen Herbst erscheinen soll, wird vielleicht darüber Aufschluss geben.

(AFP/felt)
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