„Touchdown confirmed“ Mars-Rover „Perseverance“ sendet erste Bilder vom Planeten

Cape Canaveral · Hat es auf dem Mars jemals Lebewesen gegeben? Der Nasa-Rover „Perseverance“ soll es herausfinden. Nun ist er auf dem Planeten gelandet - und beginnt direkt mit der Erforschung.

 Die ersten Bilder des Mars-Rovers "Perseverance" erreichen das Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena (Foto: Bill Ingalls/NASA via AP)

Die ersten Bilder des Mars-Rovers "Perseverance" erreichen das Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena (Foto: Bill Ingalls/NASA via AP)

Foto: AP/Bill Ingalls

"Touchdown confirmed (Landung bestätigt)“, sagte Operationsleiterin Swati Mohan am Donnerstag bei der Live-Übertragung der US-Weltraumagentur Nasa. In dem Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena brach Jubel aus. Kurz darauf wurde ein erstes von "Perseverance" aufgenommenes Schwarz-Weiß-Foto von der Mars-Oberfläche veröffentlicht.

Der Rover war rund sieben Minuten zuvor in die Mars-Atmosphäre eingedrungen. Dann öffnete sich ein Landefallschirm, ein Hitzeschild wurde abgestoßen, Raketentriebwerke bremsten die Geschwindigkeit weiter ab und "Perseverance" landete schließlich wie geplant im Mars-Krater Jezero. Er soll dort Gesteinsproben sammeln, die Aufschluss darüber geben könnten, ob es jemals Leben auf dem Mars gegeben hat.

Der Jezero-Krater mit einem Durchmesser von 45 Kilometern befindet sich auf der Nordhalbkugel des Mars. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dort vor rund 3,5 Milliarden Jahren ein Fluss in einen See mündete. Nach Worten von Nasa-Wissenschaftler Ken Farley hatte der Mars damals "eine starke Atmosphäre, er hatte Seen und Flüsse auf seiner Oberfläche und er hatte bewohnbare Lebensräume, in denen Organismen, von denen wir heute auf der Erde wissen, haben gedeihen können."

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So ging es bei der Marslandung im Nasa-Kontrollzentrum zu

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Wegen der Corona-Pandemie war nur rund die Hälfte der Nasa-Mitarbeiter im Kontrollzentrum anwesend, die normalerweise bei einem solchen Manöver dort arbeiten würden. Sie trugen Masken, hielten Abstand voneinander und umarmten sich nach der Bestätigung über die erfolgreiche Landung nicht wie üblich, sondern stießen im Jubel lediglich ihre Fäuste gegeneinander. „Das Team rastet völlig aus, das ist alles so surreal“, sagte Chef-Ingenieur Rob Manning. Die große Plastikdose Erdnüsse, die vor einem solchen Landeversuch normalerweise herumgereicht wird und Glück bringen soll, sei durch individuelle Päckchen für jeden ersetzt worden, hatte er zuvor verraten.

Der rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teure „Perseverance“ (auf Deutsch etwa: Durchhaltevermögen) ist bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars bringt - zuletzt 2012 „Curiosity“. Bislang hat sich der Mars bei Landungen immer wieder als Falle für Raumfahrzeuge vom Planeten Erde erwiesen - weniger als die Hälfte aller weltweit gestarteten Mars-Missionen war bisher erfolgreich. Die Einsatzleitung im Jet Propulsion Laboratory in Pasadena hatte sich auf „sieben Minuten des Schreckens“ vorbereitet, in denen die Flugkontrolleure nur hilflos zuschauen können, ob die Landung wie programmiert klappt.

„Perseverance“ trat mit einer Geschwindigkeit von 19.500 Kilometern pro Stunde in die Mars-Atmosphäre ein. Dann öffnete sich ein Landefallschirm, ein Hitzeschild wurde abgestoßen, und Raketentriebwerke bremsten die Geschwindigkeit weiter ab.In der letzten Phase des Landemanövers wurde der Rover aus einer Höhe von etwa 20 Metern von einer Art Kran mit Kabeln im Krater Jezero abgesetzt. Die Kranstruktur löste sich dann von dem Rover, um ihre eigene Landung auf dem Planeten zu vollführen. Elfeinhalb Minuten benötigte letztlich das Signal über die geglückte Landung bis zur Erde.

US-Präsident Joe Biden bezeichnete die gelungene Landung als Beweis für die Kraft der Wissenschaft und der "amerikanischen Genialität". Dank dieser Fähigkeiten liege "nichts jenseits des Bereichs des Möglichen", schrieb der Präsident im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Den USA gelang es mit „Perseverance“, ihrem bisher größten und technisch fortschrittlichsten Rover, bereits zum neunten Mal seit den 1970ern, auf dem Mars aufzusetzen. Ein chinesischer Rover soll im Mai oder Juni ebenfalls auf dem Roten Planeten landen.

Um den Mars ist derzeit ohnehin einiges los. Die chinesische Sonde umkreist den Planeten seit vergangener Woche ebenso wie eine aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Alle drei Staaten nutzten für ihre Raketenstarts im Juli ein günstiges Zeitfenster, durch das Erde und Mars nur rund 480 Millionen Kilometer voneinander entfernt lagen.

Der Rover mit dem Spitznamen „Percy“ ist so groß wie ein Auto und wird mit Plutonium angetrieben. An Bord hat der rund 1000 Kilogramm schwere Roboter unter anderem 7 wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras, einen Laser - und zahlreiche Nasa-Premieren: Erstmals wurden mit „Perseverance“ Mikrofone auf den Mars geschickt, erstmals ein kleiner Hubschrauber und erstmals sollen in einer gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrt Agentur Esa entwickelten Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.

„Perseverance“ soll mit seinem zwei Meter langen Greifarm Bohrungen vornehmen und Gesteinsproben einsammeln, die vielleicht Spuren früheren mikroskopischen Lebens enthalten. Drei bis vier Dutzend Proben in der Größe eines Kreidestücks sollen in Röhren abgefüllt werden. Eine weitere Raumsonde soll die Proben mit einem eigenen Rover abholen und bis 2031 zur Erde bringen.

Für die beteiligten Wissenschaftler geht es um essenzielle Fragen der Menschheit. „Sind wir allein in dieser endlosen kosmischen Wüste, fliegen nur durch den Raum, oder ist Leben viel weiter verbreitet? Kommt es hervor, wann immer und wo immer die Bedingungen passen?“, fragt der stellvertretende Projektleiter Ken Wilford. „Große, grundlegende Fragen, und wir kennen noch nicht die Antworten. Wir stehen also wirklich davor, in der Lage zu sein, möglicherweise diese enormen Fragen zu beantworten.“

Der Mars hat sich als gefährlicher Ort für menschengemachte Maschinen erwiesen: 1999 zerschellte eine US-Raumsonde beim Eintritt in die Atmosphäre, weil Ingenieure metrische und englische Maße durcheinandergebracht hatten. Kurz darauf verunglückte ein US-Landegerät, dessen Motoren zu früh aus gingen.

Das Projekt, Proben vom Mars zur Erde zu bringen, sei vielleicht die größte Herausforderung, der sich die Nasa bisher gestellt habe, sagt die Planetenforschungsdirektorin Lori Glaze. Und mit Blick auf die Kooperation mit der europäischen Raumfahrtbehörde Esa fügt sie hinzu: „Und wir machen nichts davon alleine.“

(peng/lha/dpa/AFP)
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