Rover-Mission Indizien für mögliches Leben auf dem Mars entdeckt

Washington · Der Mars-Rover Curiosity hat in Milliarden Jahre alten Gesteinsschichten Kohlenstoffverbindungen entdeckt. Zudem ist man der Quelle für Methan in der Atmosphäre einen großen Schritt nähergekommen. In beiden Fällen könnte Leben auf dem Mars der Ursprung sein.

 Der Mars Rover in Aktion. (Archiv)

Der Mars Rover in Aktion. (Archiv)

Foto: AFP/HANDOUT

Die Pressekonferenz der US-Weltraumbehörde NASA in Washington begann am Donnerstagabend zunächst mit einer Enttäuschung. Entgegen aller Gerüchte habe man „kein Leben auf dem Mars entdeckt“, sagte die Wissenschaftlerin und Moderatorin der Pressekonferenz Michelle Thaler. Aber dafür hat der Mars-Rover Curiosity etwas anderes entdeckt. Und das sind möglicherweise Spuren von längst vergangenen und vielleicht sogar auch von noch lebenden Organismen.

Organische Verbindungen

In den Gesteinsschichten des Berges „Mount Sharp“ im Gale-Krater hat die US-Sonde fünf Zentimeter tief in drei bis 3,5 Milliarden Jahre alte Ablagerungen gebohrt. Und dort, wo einst ein See war und Sedimente den Berg geformt haben, hat Curiosity sogenannte organische Verbindungen entdeckt. Moleküle also, die unter anderem aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen. Man konnte sogar identifizieren, was genau man gefunden hat: Kerogen. Ein komplexes, relativ „großes“ Molekül, das auf der Erde beispielsweise in Kohle oder Öl-Schiefer enthalten ist. Das heißt darum auch: Auf der Erde wäre man sich bei Kerogen sicher, dass dort einst Leben war. Der Ursprung wären Plankton, Algen oder Bakterien gewesen, die dort vor Milliarden Jahren in einem See gestorben wären.

Auf dem Mars dagegen können die Wissenschaftler noch nicht ausschließen, dass geologische Prozesse das Kerogen geschaffen haben. Vielleicht haben auch Meteoriten-Einschläge die organischen Verbindungen dort abgelagert. Dennoch sprechen die Indizien auch für eine andere, aufregendere Erklärung: In dem, was einst ein See war, wurde etwas gefunden, dass ein Relikt vergangenen Lebens sein könnte.

Die Verbindungen wurden trotz hoher Strahlung gefunden

Noch erstaunlicher ist für die Wissenschaftler, dass sie das Kerogen in nur fünf Zentimeter Tiefe gefunden haben. Die Oberfläche des Mars wird nicht wie die Erde von einem Magnetfeld vor der kosmischen Strahlung geschützt. Und die kann organische Verbindungen zerstören. Dazu kommen noch chemische Reaktionen, die ebenfalls die Moleküle auseinanderreißen können. Und dennoch findet sich nur fünf Zentimeter unter der Mars-Oberfläche Kerogen. Weil die Strahlung etwa 1,5 Meter in den Boden dringt, ist die Frage: Was verbirgt sich geschützt vor der Strahlung im Untergrund? Eine Antwort darauf wird vielleicht der ExoMars-Rover der europäischen Weltraumagentur ESA finden. Der wird 2020 starten und hat einen Bohrer an Bord, der zwei Meter tief in den Marsboden vordringen und Proben entnehmen kann.

Doch daneben hat Curiosity im Gale-Krater noch etwas anderes entdeckt: Spuren von Methan. Das ist an sich noch nichts Besonderes. Aber der Mars-Rover hat ein Muster gemessen: Im Sommer des Roten Planeten nimmt die Konzentration um das Dreifache zu, um dann im Mars-Winter wieder abzunehmen. Und das lässt zwei Schlüsse zu: Unter der Marsoberfläche laufen in steter Regelmäßigkeit geologische Prozesse ab, die diese Daten erklären können. Oder aber im Sommer bei steigenden Temperaturen wird unter der Oberfläche etwas aktiv. Etwas Lebendiges. Mikroben oder Algen beispielsweise, die das Methan erzeugen.

Immer mehr Hinweise für Leben

Noch können die NASA-Wissenschaftler nichts ausschließen oder etwas bestätigen. Dafür werden weitere Messungen notwendig sein. Vielleicht sogar auch etwas Glück. Wenn Curiosity zufällig genau dort steht, wo größere Mengen Methan aus dem Boden treten. Dann könnte der Rover genauer bestimmen, was der Ursprung sein kann. Und dennoch: Die Indizien verdichten sich, dass Leben auf dem Mars mehr als nur möglich war. Es gibt immer mehr Hinweise, dass einst auf dem Roten Planeten Leben existierte. Und vielleicht immer noch existiert. Oder wie es Thomas Zurbuchen von der NASA formulierte: „Mars sagt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und weitersuchen sollen – nach dem Beweis für Leben auf dem Mars.“

(jov)
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