Suche nach Leben im All Was „Perseverance“ jetzt auf dem Mars macht

Düsseldorf · In einem ausgetrockneten See soll „Perseverance“ nach längst vergangenem Leben auf dem Mars suchen. Der erste Schritt ist geschafft: Der Rover der US-Weltraumbehörde Nasa ist sicher gelandet.

Mars-Landung: So ging es im Nasa-Kontrollzentrum zu - Fotos
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So ging es bei der Marslandung im Nasa-Kontrollzentrum zu

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Foto: dpa/Bill Ingalls

Um 21.48 Uhr am Donnerstagabend begannen die Minuten voller Anspannung in Pasadena. Dort befindet sich das Kontrollzentrum, das die Aufsicht über die Landung des Mars-Rovers „Perseverance“ hatte. Nach 203 Tagen im All und 471 Millionen Kilometer sollte er am Donnerstagabend in die Mars-Atmosphäre eindringen. Völlig auf sich allein gestellt.

Weil Signale von der Erde derzeit elf Minuten benötigen, war keine direkte Kontrolle möglich. Stattdessen steuerte der Rover seine Landung selbst. Hunderte Systeme mussten dafür im richtigen Moment ineinandergreifen und perfekt funktionieren. Nur eine kleine, beschädigte Isolierung dagegen konnte bereits zum Fehlschlag führen.

Zumal die Landestelle im Jezero-Krater ein Gebiet war, welches man normalerweise vermieden hätten. Vor 3,6 Milliarden Jahren war das Gebiet ein 49 Kilometer durchmessender See samt Zu- und Abflüssen. Zwar sind die Chancen hoch, im Krater Spuren vergangenen Lebens zu finden. Doch dort sind auch viele Felsen verstreut, und es haben sich Sanddünen gebildet, in denen der Rover versinken oder sich nur schlecht bewegen kann. Dazu kommen gefährliche Schluchten und Spalten.

Auch wenn alles perfekt funktionieren sollte, war also die Gefahr groß, dass bei der Landung etwas schiefgeht. Darum sollte „Perseverance“ selbst entscheiden, wann der Brems-Fallschirm ausgelöst wird – um so genau wie möglich aufzusetzen. Im Vergleich zum Mars-Rover „Curiosity“ (2012) war die Landezone tatsächlich zehnmal kleiner.

Zusätzlich nahm ein Kamerasystem Bilder vom Boden auf und konnte so erkennen, ob der Aufsetzpunkt wirklich sicher war. Falls nicht, wäre „Perseverance“ bis zu 600 Meter weiter geflogen – um einen besseren Landeort zu erreichen. So wie Neil Armstrong bei der Mondlandung 1969 die Landefähre „Eagle“ aus der vorgesehenen Landezone gesteuert hatte, weil sie nicht geeignet war. Allerdings war gestern kein Astronaut an Bord, sondern nur ein Computer.

Nervös warteten die Wissenschaftler und Ingenieure darum auf Daten im Missionszentrum, das bedingt durch die Corona-Pandemie nur halb besetzt war. Auch die Schale mit Erdnüssen wurde nicht herumgereicht: Ein Ritual, das sich über die Jahrzehnte entwickelt hatte und Glück bringen sollte. So ganz wollte man aber nicht darauf verzichten. Es wurden Tütchen mit dem Knabberwerk verteilt. Nichts sollte den Erfolg gefährden. Und um 21.55 Uhr deutscher Zeit kam dann die erhoffte Bestätigung: Die Landung war erfolgreich. Kurz darauf sendete eine der Rover-Kameras ein erstes Bild.

Nun beginnen die Tage des Wartens, bis alle Systeme am Bord des Rovers von der Größe eines Kleinwagens getestet worden sind. Dann startet die eigentliche Arbeit von „Perseverance“. Im Sedimentgestein des ehemaligen Sees hofft man auf Spuren längst vergangenen Lebens zu stoßen, das sich möglicherweise vor Milliarden Jahren auf unserem Nachbarplaneten entwickelt hat – unabhängig von der Erde. Zu einer Zeit, als fließendes Wasser die Oberfläche des heute lebensfeindlichen Mars formte und er eine dichte Atmosphäre aufweisen konnte. Als aber das schützende Magnetfeld zusammenbrach, wurde diese vom Sonnenwind – einem Strom von Teilchen - ins Weltall gerissen. Heute erreicht die Dichte der Mars-Atmosphäre nur noch ein Prozent der Erde auf der Oberfläche.

Perserverance sucht nach den Spuren jener vergangenen, lebensfreundlicheren Zeit. Dafür wird er mit seinem Roboterarm Proben nehmen. Die wird der Rover aber nicht nur analysieren, sondern einige davon auch in Behältern versiegeln und auf dem Mars deponieren. Im Jahr 2028 wollen die Nasa und die europäische Weltraumbehörde Esa diese Proben dann bergen und zur Erde bringen.

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Foto: dpa/-

Dieser erste Start einer Rakete von einem anderen Planeten wäre nicht nur ein Test für eine bemannte Mission. In Laboren können die Proben detaillierter untersucht werden, als es die Instrumente des Rovers erlauben. Bereits in zehn Jahren könnte so mit ein wenig Glück der erste Beweis für früheres außerirdisches Leben vorliegen. Das würde nicht nur unser Verständnis der Biologie revolutionieren. Wissenschaft ist auch die Suche nach Antworten auf die Fragen: Wo kommen wir her? Und was sind die Ursprünge des Lebens auf der Erde?

Falls man indes nichts finde, würde man eben weitermachen, hieß es bei der Nasa. Und eines Tages werden es dann Astronauten sein, die mit der Suche beginnen. Dafür wird „Perseverance“ bereits einige Tests durchführen. Unter anderem wird er im kleinen Maßstab das Kohlendioxid aus der Marsatmosphäre aufspalten, um Sauerstoff zu gewinnen. Zukünftige Raumfahrer könnten so längere Zeit überleben. Zudem ist Sauerstoff ein Bestandteil von Raketentreibstoff.

 Livestream der Nasa vom Landeanflugs des Rovers „Perseverance“ auf dem Mars.

Livestream der Nasa vom Landeanflugs des Rovers „Perseverance“ auf dem Mars.

Foto: AP/Alastair Grant

Ebenfalls an Bord ist eine kleine Helikopterdrohne: Erstmalig wird so ein Flugtest auf dem Mars mit seiner dünnen Atmosphäre durchgeführt. Dieser Helikopter namens „Ingenuity“ (Einfallsreichtum) soll das Gelände für den Rover erkunden und würde bei einem Erfolg den Weg bahnen – für größere Drohnen.

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